In der Emergency Watchlist von ̽»¨¾«Ñ¡ (̽»¨¾«Ñ¡) wird jedes Jahr analysiert, in welchen Ländern das Risiko für eine Verschlechterung humanitärer Krisen im kommenden Jahr am größten ist. Dieses Jahr steht Sudan ganz oben auf dieser Liste. Die Gründe dafür sind der eskalierende Konflikt, Massenvertreibungen, die Wirtschaftskrise und das Gesundheitssystem, das kurz vor dem Zusammenbruch steht. 

Der Machtkampf zwischen den Sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) eskalierte im April 2023 zu einem weitreichenden Konflikt und treibt seither den humanitären Bedarf in die Höhe. Vorsichtigen Schätzungen zufolge sind bereits mindestens 15.500 Menschen aufgrund des Konflikts gestorben. Einige Schätzungen gehen sogar von über 150.000 Toten aus.

Schon vor dem Konflikt befand sich Sudan in einer schweren humanitären Krise. Aufgrund langanhaltender politischer Instabilität und wirtschaftlichem Druck benötigten humanitäre Hilfe. Der Konflikt hat die Situation weiter verschlimmert, sodass nun – mehr als die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung – auf Hilfe angewiesen sind. 

Der seit April 2023 andauernde, brutale Konflikt hat Millionen von Menschen zur Flucht gezwungen. Die Zahl der Vertriebenen stieg bis Juni 2024 auf rund 12 Millionen an. Die überwiegende Mehrheit – über zehn Millionen Menschen – befindet sich nach wie vor in Sudan. Damit handelt es sich um die größte Vertreibungskrise der Welt. 

Während es im Land zu Massenvertreibungen und Massentötungen kommt, wurde der Zugang für humanitäre Hilfe stark eingeschränkt. Für Hilfsorganisationen ist es extrem schwierig, betroffene Gemeinden zu erreichen. Die Krise wird sich bis 2024 voraussichtlich weiter verschärfen, was zu weiteren Vertreibungen und erhöhten Sicherheitsrisiken in der gesamten Region führen wird.

Lies den neuen Krisenreport von ̽»¨¾«Ñ¡ zur Krise in Sudan. 

Altuma steht mit ihren drei Kindern in ihrem provisorischen Haus.
Die 46-jährige Altuma und ihre neun Kinder mussten aufgrund des Konflikts ihr Zuhause in Khartum verlassen. Sie wurden seither mehrfach vertrieben. In Gedaref leben sie nun in einer provisorischen Unterkunft, die sie nur begrenzt vor den Witterungsbedingungen schützt.
Foto: Noory Taha/̽»¨¾«Ñ¡

Vor welchen Herausforderungen stehen die Menschen in Sudan?  

Schon vor dem Ausbruch des Konflikts befand sich Sudan in einer humanitären Krise. Grund dafür waren Extremwetterereignisse, soziale und politische Unruhen, steigende Lebensmittelpreise, die Armut, Hunger und Vertreibung immer weiter verstärken.

Der Krieg in Sudan geht weiter

Der Konflikt zwischen den Sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) eskalierte am 15. April 2023. Obwohl sich die Kämpfe hauptsächlich auf die Hauptstadt Khartum konzentrieren, sind auch andere Regionen des Landes betroffen. In Darfur kam es zu Massentötungen und Vertreibungen, deklariert als „“.

Mindestens 15.500 Menschen wurden getötet und mehr als 12 Millionen Menschen vertrieben. Zehn Millionen von ihnen befinden sich weiterhin innerhalb Sudans. Es handelt sich damit um die größte Vertreibungskrise weltweit. Etwa die Hälfte der Vertriebenen sind Kinder.  

Der Konflikt hat sich auch auf den Bundesstaat Al Jazirah ausgeweitet, die sogenannte Kornkammer Sudans. Dadurch wurden mehr als 500.000 Menschen vertrieben und die Nahrungsmittelkrise des Landes weiter verschärft.  von Geschäften, Märkten und Lagern für humanitäre Hilfsgüter verschärfen die Lebensmittelknappheit zusätzlich.

Während sich der Konflikt in Sudan weiter ausbreitet, wurde der Zugang für humanitäre Hilfe immer weiter eingeschränkt. Massive Gewalt und Bewegungseinschränkungen für humanitäre Helfer*innen verhindern die Lieferung von Hilfsgütern, insbesondere im Süden Sudans, wo der Bedarf am größten ist. Die Organisation hat die Beschränkungen des humanitären Zugangs in Sudan als extrem (5 von 5) eingestuft.

Wenn der Konflikt angesichts erfolgloser diplomatischer Bemühungen anhält, wird der Bedarf an humanitärer Hilfe weiter steigen. Die Kapazitäten sind nicht ausreichend, um ihn zu decken.

Fairuz steht mit ihren Enkelkindern vor einer Notunterkunft.
Der Konflikt treibt Familien über die Grenzen hinweg in Transitzentren wie dieses in Renk, ³§Ã¼»å²õ³Ü»å²¹²Ô. Fairuz Faiz Deng, 60, erreichte die Notunterkunft im Mai 2023 mit ihrem Bruder, seiner Familie und ihren Enkelkindern.
Foto: Fahmo Mohammed/̽»¨¾«Ñ¡

Das Gesundheitssystem steht am Rande des Zusammenbruchs

Der Konflikt in Sudan hat die öffentliche Infrastruktur des Landes, einschließlich des Gesundheitssystems, enorm beeinträchtigt. Es fehlt an Personal, Finanzierung und Medikamenten. Außerdem kam es wiederholt zu Angriffen, ±Ê±ôü²Ô»å±ð°ù³Ü²Ô²µ±ð²Ô und Besetzungen von medizinischen Einrichtungen und Krankenhäusern. Mehr als  der Gesundheitseinrichtungen in den vom Konflikt betroffenen Regionen des Sudan sind zerstört oder geschlossen.

Der Zusammenbruch des sudanesischen Gesundheitssystems und anderer wichtiger Dienste bedroht aktuell das Leben vieler Sudanes*innen. Doch auch künftige Generationen werden die Auswirkungen der Krise erleben. 

Die Vertreibung der Zivilbevölkerung belastet das Gesundheitssystem sowie die Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung (WASH) zusätzlich. Der Ausbruch von Masern in weiten Teilen Sudans hat zum Tod von mehr als geführt. Es kam auch zu einem schweren Choleraausbruch: Die Zahl der Verdachtsfälle lag bis zum 27. Mai 2024 bei mehr als 11.000, die Zahl der Todesfälle bei 292 Menschen. Angesichts der vielen Fälle von Mangelernährung, des geschwächten Gesundheitssystems und der geringen Impfquote haben Krankheitsausbrüche katastrophale Folgen, vor allem für Kinder. 

Die Wirtschaftskrise verschärft Armut

Bereits vor dem Ausbruch des Konflikts war die sudanesische Wirtschaft durch eine extreme Inflation und den Mangel an lebenswichtigen Produkten geschwächt. Dies führte im ganzen Land zu Protesten. Nun treibt der Konflikt die Wirtschaftskrise weiter an. 

Fast die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung ist arbeitslos. Das Sudanesische Pfund hat mindestens  Prozent an Wert verloren. In Khartum wurden Fabriken, Banken, Geschäfte und Märkte geplündert oder zerstört. Der Zugang der Bevölkerung zu Waren, Dienstleistungen und Bargeld wurde dadurch weiter eingeschränkt.

Auch das Internet und andere °­´Ç³¾³¾³Ü²Ô¾±°ì²¹³Ù¾±´Ç²Ô²õ°ì²¹²Ôä±ô±ð fallen immer wieder aus. Dadurch haben Millionen von Menschen keine Möglichkeiten, ihre Familien zu kontaktieren, sichere Gebiete aufzusuchen, Zugang zu lebenswichtigen Diensten zu erhalten oder mobile Zahlungsdienste zu nutzen. Im Februar 2024 wurden die Telekommunikationsdienste aller drei großen sudanesischen Internetanbieter abgeschaltet. Fast 30 Millionen Sudanes*innen hatten mehr als einen Monat lang keinen Zugang zum Internet oder Telefonnetz.  

Kinder sind in Sudan besonders gefährdet. Mindestens Schulen in Konfliktgebieten sind geschlossen. Dadurch haben schätzungsweise 19 Millionen Kinder keinen Zugang zu Bildung und sind dem Risiko von Missbrauch oder Ausbeutung ausgesetzt.

18 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit bedroht

In Sudan herrscht extreme Ernährungsunsicherheit: 18 Millionen Menschen – 37 Prozent der Bevölkerung – sind von schwerer akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. Jeden Tag stehen Millionen von Müttern und Vätern vor unmöglichen Entscheidungen, um ihre Familien ernähren zu können. Oftmals müssen sie tagelang ohne Essen auskommen. Eine extreme Hungerkrise ist in Sudan kein Zukunftsszenario mehr – in einigen Teilen des Landes ist sie bereits Realität. 

Die durch den Konflikt verursachte Vertreibung führt zu einem Mangel an Arbeitskräften im ganzen Land. Die Treibstoffkosten steigen und beeinträchtigen die landwirtschaftliche Produktion. Hohe Lebensmittelpreise und eine geringe Kaufkraft der Bevölkerung erhöhen die humanitären Bedarfe.  

Die des Zugangs der Menschen zu angemessener Lebensmittelversorgung ergab, dass 10 Millionen Menschen mehr von akuter Ernährungsunsicherheit bedroht sind als noch vor Beginn des Krieges. Fünf Millionen Menschen sind von einer Hungerkatastrophe bedroht, und mehr als 700.000 sudanesische Kinder sind von akuter Mangelernährung betroffen.

„Der Konflikt beeinträchtigt die Möglichkeit der Menschen, ihre Ackerflächen zu bewirtschaften. Er hat die Märkte geschwächt, zu massiven Vertreibungen geführt, die Einkommensmöglichkeiten der Menschen unterbrochen und ihren Zugang zu Hilfsgütern eingeschränkt. Millionen von Menschen haben keine Möglichkeit mehr, an ausreichend Nahrungsmittel zu gelangen“, sagt Shashwat Saraf, ̽»¨¾«Ñ¡-Nothilfedirektor für Ostafrika. „Es ist moralisch völlig inakzeptabel, eine Reaktion so lange hinauszuzögern, bis eine Hungersnot offiziell ausgerufen wird. Die Folge sind weiteres Leid und Sterben.“ 

Almas hält ihren Sohn Hermon im Arm, während sie von einer ̽»¨¾«Ñ¡-Ernährungsspezialistin wichtige Unterstützung erhält.
Almas, 28, wurde aufgrund des Konflikts in Khartum vertrieben. Sie hält ihren Sohn Hermon im Arm, während dieser lebenswichtige Unterstützung von einer ̽»¨¾«Ñ¡-Ernährungsspezialistin in Gedaref, Sudan, erhält.
Foto: Noory Taha/̽»¨¾«Ñ¡

Weitere Vertreibungen in ganz Sudan

Der Konflikt in Sudan hat zu einer hohen Anzahl an Vertreibungen geführt, sowohl innerhalb des Landes als auch über die sudanesischen Grenzen hinaus. Die große Mehrheit der Vertriebenen, , sind innerhalb Sudans geflohen und leben nun in Aufnahmegemeinden. Damit steigt die Gesamtzahl der Binnenvertriebenen in Sudan auf über als . Das sind mehr als in jedem anderen Land der Welt. 

Ãœ²ú±ð°ù Menschen, vor allem Frauen und Kinder, sind aus Sudan in die Nachbarstaaten geflohen. 600.000 Menschen sind im letzten Jahr in angekommen. Die Nachbarstaaten von Sudan haben Schwierigkeiten, die steigende Anzahl von Geflüchteten zu versorgen. Zudem steigt die Gefahr , dass sich der Konflikt über die Grenzen ausweitet. Die Krise in Sudan könnte sich zu einer internationalen Krise entwickeln, die mehrere Länder betrifft und ein katastrophales Ausmaß an humanitärem Bedarf nach sich zieht.

Wie hilft ̽»¨¾«Ñ¡ in Sudan?

Seit Beginn des Konflikts hat ̽»¨¾«Ñ¡ die Programme angepasst und aufgestockt, um den gestiegenen humanitären Bedarfen in Sudan nachzukommen. ̽»¨¾«Ñ¡ unterstützt binnenvertriebene Menschen durch wirtschaftliche Förderung, gesundheitliche Versorgung, sowie mit Lebensmitteln, Wasser-, Sanitär- und Hygienemaßnahmen (WASH).  

̽»¨¾«Ñ¡ bietet auch Schutz- und Empowerment-Dienste für Frauen und Kinder sowie für Ãœ²ú±ð°ùlebende geschlechtsspezifischer Gewalt in den Bundesstaaten Blue Nile, Gederaf, Khartum und South Kordofan. ̽»¨¾«Ñ¡ hat Büros in weiteren Regionen eröffnet, unter anderem in Port Sudan. Im Bundesstaat White Nile werden Nothilfemaßnahmen angeboten, die unter anderem Bargeldhilfe, sauberes Wasser sowie Sanitär- und Hygienemaßnahmen für gefährdete Gemeinden bereitstellen. ̽»¨¾«Ñ¡ weitet die Maßnahmen an weiteren Orten, wie beispielsweise River Nile and Darfur aus. So soll die humanitäre Versorgung möglichst flächendeckend gewährleistet und die Programme als Reaktion auf die anhaltende humanitäre Krise im Sudan weiter ausgebaut werden. 

Zakia, eine Hebamme, zeigt auf ein Informationsplakat.
Zakia Yaqoup, 43, arbeitet als Hebamme. Sie unterstützt gemeinsam mit ̽»¨¾«Ñ¡ vertriebene Frauen in Gedaref mit lebenswichtiger pränataler Betreuung und Geburtshilfe.
Foto: Noory Taha/̽»¨¾«Ñ¡

Wie hilft ̽»¨¾«Ñ¡ Geflüchteten aus Sudan in Nachbarstaaten?

Ãœ²ú±ð°ù zwei Millionen Menschen haben seit April 2023 in den Nachbarstaaten Sudans Zuflucht gesucht. ̽»¨¾«Ñ¡ hat die grundlegende Versorgung zur Unterstützung sudanesischer Geflüchteter ausgeweitet, unter anderem in Tschad, Uganda, Ã„³Ù³ó¾±´Ç±è¾±±ð²Ô und ³§Ã¼»å²õ³Ü»å²¹²Ô.

Mehr als 600.000 Menschen sind über die Grenze nach Tschad geflohen. Bereits vor dem Ausbruch des Konflikts im April 2023 lebten dort 400.000 sudanesische Geflüchtete. Frauen und Kinder stellen 90 Prozent der Menschen, die über die Grenzen fliehen, dar. Ein Fünftel der Kleinkinder ist von akuter Unterernährung betroffen.

„Die Tatsache, dass Frauen und Kinder einen so großen Anteil der neu Ankommenden in Tschad ausmachen, ist besonders besorgniserregend. Denn sie sind in Konfliktsituationen oftmals die am meisten gefährdete Gruppe“, erklärt die ̽»¨¾«Ñ¡-Landesdirektorin für Tschad, Aleksandra Roulet-Cimpric. „Frauen und Kinder sind einem größeren Risiko von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt und haben oft Schwierigkeiten, Zugang zu lebensnotwendiger Versorgung wie Nahrung, Wasser und medizinischer Hilfe zu bekommen.“

In Tschad stellt ̽»¨¾«Ñ¡ Trinkwasser zur Verfügung und betreibt mobile Kliniken, um den großen Bedarf der ankommenden Menschen an medizinischer Versorgung zu decken. Neben Nothilfemaßnahmen arbeitet ̽»¨¾«Ñ¡ auch daran, die Unterstützung in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH), Gesundheit und Schutz auszuweiten. Dazu gehören der Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen sowie die Förderung guter Hygienepraktiken, um der Verbreitung von Krankheiten vorzubeugen.

Eine Mutter sitzt in einem Krankenhauszimmer mit einem neugeborenen Kind auf dem Schoß. Ein Moskitonetz bietet einen dünnen Schleier über den Raum hinter ihnen.
Raouda* hält ihr neugeborenes Kind, AbdeIrahim , im ̽»¨¾«Ñ¡-Gesundheitszentrum des Geflüchtetenlagers Gaga in Tschad. Raouda wurde durch den Krieg in Sudan vertrieben und musste über die Grenze fliehen, als sie im neunten Monat schwanger war.
Foto: Chloé Leconte for/̽»¨¾«Ñ¡

Wie kann ich helfen?

, um ̽»¨¾«Ñ¡ dabei zu unterstützen, lebensnotwendige Hilfe in Sudan und weltweit zu leisten. Wir leisten aktiv lebenswichtige Hilfe für Menschen in über 40 Ländern, die von Krisen betroffen sind, darunter auch Länder, die auf der Emergency Watchlist 2024 stehen.

Erfahre mehr über die zehn größten Krisen, die die Welt im Jahr 2024 nicht ignorieren kann und lade dir die vollständige Emergency Watchlist 2024 mit den Profilen aller 20 Krisenländer der ̽»¨¾«Ñ¡-Liste herunter.