„Ich habe meinen Mann in Syrien verloren und kam dann mit meinen fünf Kindern nach Jordanien. Hier muss ich meine 13- und 16-jährigen Töchter sowie meinen Sohn zur Arbeit schicken, damit wir uns Essen kaufen können. Aber die Umstände sind schwieriger geworden und mit den zusätzlichen Einschränkungen in unserem Alltag haben wir jetzt einen Punkt erreicht, an dem wir kein Geld für Lebensmittel mehr haben.“ - Syrische Geflüchtete, 39 Jahre, Amman

Angesichts zunehmender COVID-19-Erkrankungen in Jordanien, zeigt sich ̽»¨¾«Ñ¡ (̽»¨¾«Ñ¡) sehr besorgt über die Lage besonders schutzbedürftiger Menschen in dem Land. Die Zahl der positiv getesteten Menschen hat inzwischen die 120.000-Marke überschritten – das ist ein Anstieg von mehr als 5.300 Prozent seit Anfang September.

Besonders schwer wirkt sich die Pandemie auf die finanzielle Lage von Geflüchteten und weiteren schutzbedürftigen Menschen aus. Sie haben Mühe, ihre Familien zu ernähren und weitere Grundbedürfnisse zu decken. So hat ̽»¨¾«Ñ¡ eine Rekordzahl von Hilfsanträgen erhalten und verzeichnet seit Beginn der Pandemie dreimal so viele Anrufe bei der Hotline wie im gesamten Jahr 2019. Bei mehr als 60 Prozent der Anrufe ging es um Anträge auf finanzielle Unterstützung – zehn Mal so viel wie im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Im Zuge der weiteren Ausbreitung von COVID-19, fordert ̽»¨¾«Ñ¡ auch in Ländern wie Jordanien nicht nur diejenigen zu unterstützen, die sich mit dem Virus infizieren. Es muss auch den Menschen geholfen werden, die ihre Einkommensquelle verloren haben und nun um ihr Ãœberleben kämpfen müssen.

Sarra Ghazi, ̽»¨¾«Ñ¡-Landesbeauftragte für Jordanien, erklärt:

„Zwar hat die jordanische Regierung zu Beginn der Pandemie rasch Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern und das Gesundheitssystem zu stärken. Dies ging jedoch zu Lasten besonders schutzbedürftiger Bevölkerungsgruppen. Unternehmen mussten schließen und Menschen verloren ihre Arbeit. Ohne Einkommensquelle wird jeder Tag zu einem Kampf ums Überleben. Bis Juli dieses Jahres hatten wir bereits mehr Anrufe bei unserer Hotline erhalten als im gesamten vergangenen Jahr – und jede Woche hören wir, dass die Menschen noch verzweifelter geworden sind.

Eine Frau erzählte uns, wie ihr Mann in Mülleimern nach Essen sucht, damit sie ihre Kinder ernähren können. Andere erzählen uns, dass sie ihre Kinder nun schweren Herzens zur Arbeit schicken müssen statt in die Schule. Viele Menschen in Jordanien sind verzweifelt. Die Unterstützung über den nationalen Hilfsfonds für diejenigen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, reichte nicht aus – zu groß sind die finanziellen Auswirkungen der Pandemie auf die Menschen hier. Sie können sich kein Essen leisten, ihre Miete nicht bezahlen, so dass viele Angst vor erneuter Vertreibung haben.

Wir konnten die besonders Bedürftigen mit Soforthilfe in Form von Bargeldleistungen unterstützen. Weiterhin stellen wir auch Starthilfen bereit. Damit unterstützen wir denjenigen, die eine Geschäftsidee haben und geben ihnen die Möglichkeit, diese zu verwirklichen. Aber der Bedarf ist enorm.

Nothilfe in Form von Bargeldleistungen sind überlebenswichtig. Wir stellen sie bereit, um den Bedürftigen das Überleben zu ermöglichen. Um aber eine langfristige Lösung zu finden, müssen die Beschränkungen für geflüchtete Menschen zum Beispiel bei der Art der Arbeit, die sie aufnehmen dürfen, gelockert werden. Außerdem brauchen wir weitere Investitionen der internationalen Gemeinschaft in Projekte, die es Geflüchteten und Jordanier*innen ermöglichen, ihre eigenen Unternehmen auf- und auszubauen. Dies wird den Menschen nicht nur in der gegenwärtigen Krise helfen, sie werden auch langfristig wieder selbständig und können zum wirtschaftlichen Aufschwung in Jordanien beitragen."

̽»¨¾«Ñ¡ ist seit 2007 in Jordanien präsent. Die internationale Hilfsorganisation engagiert sich unter anderem in der Gesundheitsversorgung, der Stärkung von Frauen und der Förderung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit von Geflüchteten insbesondere aus Syrien und Irak sowie schutzbedürftigen Jordanier*innen. IR arbeitet in den Flüchtlingslagern von Za'atari und Azraq sowie den Städten Mafraq, Ramtha, Irbid, Amman und Zarqa.