„Alles begann, als mein Mann mich mit den Worten ‚Der Krieg hat begonnen‘ weckte“, sagt Hanna aus der Ukraine. Diese Worte hatten sie schon einmal aus dem Schlaf gerissen. „Damals im Jahr 2014 wussten wir nicht, wie sich unser Leben ändern würde. Wir hofften, der Konflikt würde bald vorbei sein und harrten aus, bevor wir in eine andere Stadt zogen.“ Dieses Mal machte sich Hanna sofort mit ihren Kindern und Haustieren auf den Weg. Heute liegt ihre Heimatstadt Bakhmut in Schutt und Asche.

Inzwischen lebt die Familie in Berlin. Dort nahm Hanna an dem Projekt Anknüpfen - Jobtrainings für Geflüchtete aus der Ukraine von ̽ѡ teil. „Ich hatte nach einer Möglichkeit gesucht, mich zu integrieren und dieses Programm bot viele Informationen und Unterstützung. Tania, die das Projekt durchführt, hat mir bei verschiedenen beruflichen Fragen sehr geholfen. Sie unterstützte mich beim Schreiben meines Lebenslaufs und beim Aufbau eines beruflichen Netzwerks. So habe ich verstanden, was und wie ich hier arbeiten kann.“ 

Drei ukrainische Geflüchtete mit Schauspieler Lucas Englander.
„Die Teilnehmenden unseres Workshops sagten mir, dass ihr Austausch mit ̽ѡ-Botschafter Lucas Englander und die psychologische Beratung tolle Erlebnisse waren und sie hoffen, dass wir mit unserem Programm weitermachen,“ sagt Tania. Sie ist Referentin für Wirtschaftliche Integration bei ̽ѡ.
Foto: Iuna Vieira für ̽ѡ

„Wir haben viel positives Feedback für unsere einwöchigen Jobtrainings von ukrainischen Klient*innen erhalten und den Vorschlag das Programm um psychologische Betreuung auf Ukrainisch zu erweitern“, sagt Tania, Referentin für Wirtschaftliche Integration bei ̽ѡ. Tania hat diese Idee aufgegriffen und in die Orientierungsworkshops für den deutschen Arbeitsmarkt implementiert. 

Hanna, eine Geschäftsfrau, die in der Ukraine auch als Projekt-Mediatorin und Psychologin für Binnenvertriebene gearbeitet hat, nahm die Herausforderung im Rahmen von Anknüpfen gemeinsam mit Antonina an. Sie ist selbst Psychologin und Trauma-Therapeutin und hatte zuvor auch am ̽ѡ-Training teilgenommen. „Dabei wurde mir klar, dass wir uns um die mentale Gesundheit unserer Community kümmern müssen.”

Sein Zuhause zu verlieren ist ein traumatisches Erlebnis. Unsere Heimatstadt Charkiw wurde bombardiert. Wir stiegen in einen Zug ein und wussten nicht, wohin er fährt. Wir mussten einfach weg.“ - Antonina, Psychologin und Trauma-Therapeutin

Hanna ergänzt: „Wenn man selbst keine Fluchterfahrung hat, ist das nicht zu verstehen. Auch wir Psychologinnen mussten lernen uns zu öffnen und Hilfe zu suchen. Nur wenn wir uns gegenseitig zuhören, können wir anderen Menschen helfen. Dieser Prozess geht in beide Richtungen in unserer Gruppenarbeit. Ich helfe den Anderen und sie helfen mir.“

Der erste berufliche Orientierungsworkshop mit einer psychologischen Komponente kam gut an. Neben Tipps zum Umgang mit Absagen und Warten auf einen Arbeitsplatz teilten die Teilnehmenden ihre eigenen Strategien zur Stressbewältigung. Sie tauschten ihre Kontaktdaten und blieben in Verbindung.

Eine Community zu haben, unterstützt Geflüchtete dabei, sich in ihrem neuen Umfeld zu stabilisieren. „Das ist die größte Herausforderung,“ sagt Antonina. „Die Menschen haben viele Talente, sind sehr erfahren und gut ausgebildet. Es ist wichtig, dass sie sich weiterentwickeln.“

Verschließt nicht eure Augen vor den Schwierigkeiten, die wir haben. Jeder Mensch kann Geflüchtete unterstützen. Oft braucht es nur ein bisschen Hilfe mit der Sprache und Informationen.“

„Die Menschen in Deutschland sollen wissen, dass wir die Ukraine nicht verlassen wollten. Wir wurden gezwungen, unser schönes Land zu verlassen. Ein Land, in dem wir ein großartiges Leben hatten.“