Aktuelle Entwicklungen
- Die Lage auf den griechischen Inseln ist weiterhin äußerst angespannt. Auf Lesbos wurde das vollkommen überfüllte Flüchtlingslager Moria nach mehreren Bränden evakuiert. Etwa 12.000 Menschen wurden obdachlos.
- In dem überfüllten Lager hatten sich etliche Menschen mit COVID-19 infiziert. Das Lager stand deshalb unter Quarantäne. Die Ansteckungsgefahr ist seitdem gestiegen.
- Die Aufnahmezentren auf den griechischen Inseln sind extrem überfüllt: Dort leben etwa 38.000 Menschen - sechs Mal so viele wie vorgesehen. ̽»¨¾«Ñ¡ fordert schon lange die sofortige Umsiedlung von Geflüchteten, die auf den Inseln festsitzen – vor allem die besonders Schutzbedürftigen: schwangere Frauen, Kranke und unbegleitete Kinder und Jugendliche.
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- Bevölkerung: 11 Millionen
- Asylsuchende: Im Januar 2020 schätzungsweise 115.600 Menschen. Die meisten von ihnen kommen aus Afghanistan und Syrien. Etwa ein Drittel der Geflüchteten auf den Inseln sind Kinder unter 12 Jahre. 5.500 von ihnen sind unbegleitet.
- Position im Index der menschlichen Entwicklung: 32 von 189
̽»¨¾«Ñ¡ vor Ort
- Beginn der Aktivitäten: Juli 2015
- Versorgte Menschen: Mehr als 46.600
In den Jahren 2015 und 2016 flohen Millionen Menschen vor der Gewalt im Nahen Osten sowie in Süd- und Zentralasien nach Europa. Damals wählten viele die Route über Griechenland, in der Hoffnung, endlich Sicherheit zu finden. Doch viele der Geflüchteten sitzen nun in Griechenland fest und warten auf die notwendigen Dokumente, um weiter nach Mittel- oder Nordeuropa reisen zu können. ̽»¨¾«Ñ¡ unterstützt diese Menschen sowohl in als auch außerhalb der Lager mit Nothilfe sowie Programmen zur psychosozialen Versorgung als auch zur Ausbildung und wirtschaftlichen Integration. Das Ziel: Die Geflüchteten sollen ihre Zukunft wieder selber gestalten dürfen.
Die Situation in Griechenland ist humanitäre, sondern eine politische Krise. Kriege und gewaltsame Konflikte zwingen Menschen zur Flucht und dies teilweise auf extrem gefährlichen Routen. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind deshalb gefordert: schnellere Asylverfahren zu gewährleisten, mehr sichere und legale Einreisemöglichkeiten zu schaffen sowie eine gerechtere europaweite Verteilung von Geflüchteten zu erreichen. Bislang ist dies nicht erfolgt.
Stattdessen verabschiedete die Europäische Union Maßnahmenpakete, die Schutzsuchende an der Einreise nach Europa hindern. Für Staaten an der EU-Außengrenze wie Griechenland bedeutet dies, dass sie einen Großteil der Verantwortung für das Leben derer übernehmen müssen, die vor Not und Gewalt fliehen mussten.
Während sie auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge warten, sitzen tausende Geflüchtete in Griechenland fest. Insbesondere die Lager auf den Inseln Lesbos, Chios, Kos, Samos und Leros sind extrem überfüllt. Die Bewohner müssen unter teils menschenunwürdigen und gefährlichen Bedingungen oft monatelang auf die Anhörung ihrer Asylverfahren warten.
Zehntausende weitere Geflüchtete leben auf dem griechischen Festland. Die meisten sind durch Krieg und Gewalt traumatisiert und benötigen psychosoziale Unterstützung, medizinische Hilfe. Was den meisten fehlt: Eine realistische Perspektive, wie sie ihre Zukunft wieder selbst bestimmen können.
Griechenland leidet wirtschaftlich noch immer unter der Finanzkrise. Nicht nur Geflüchtete finden kaum Arbeit, auch die lokale Bevölkerung leidet unter einer sehr hohen Jugend- und Gesamtarbeitslosenquote. Ein solides Integrationsprogramm, das sowohl die griechische Bevölkerung als auch die Neuankömmlinge unterstützt, ist erforderlich. Humanitäre Maßnahmen müssen mit den lokalen und nationalen Akteuren koordiniert werden. Eine besondere Rolle spielen hierbei die Regionen, in denen die Geflüchteten aufgenommen werden.
Viele Geflüchtete wissen nur wenig über das Asylverfahren und über verfügbare soziale und medizinische Dienste. Frauen tragen ein hohes Risiko, Opfer von sexualisierter Gewalt und Menschenhandel zu werden. Häufig sind sie allein mit Kindern unterwegs. Kinder sind oft traumatisiert und auf Unterstützung in der Traumabewältigung angewiesen. Viele sind unbegleitet und warten auf eine Zusammenführung mit ihren Familien, die schon in andere Länder Europas umgesiedelt wurden. Sie sind besonders gefährdet, ausgebeutet zu werden.
̽»¨¾«Ñ¡ ist seit 2015 in Griechenland tätig. Es konzentriert sich dabei auf dem Festland und den Inseln auf Programme zur Notversorgung als auch zur langfristigen Unterstützung von Geflüchteten. Dabei geht es um:
Wirtschaftliche Unabhängigkeit
Der Zugang zur Arbeitswelt ist maßgeblich für eine erfolgreiche Integration. ̽»¨¾«Ñ¡ unterstützt Geflüchtete bei ihrer Zukunftsplanung. Durch die Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen ermöglicht ̽»¨¾«Ñ¡ Fort- und Ausbildung sowie Beratung für Geflüchtete und die lokale Bevölkerung. So werden nicht nur die Neuankömmlinge, sondern auch die Menschen in den aufnehmenden Gemeinden fit gemacht für einen erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit oder ein Angestelltenverhältnis.
Schutz und Teilhabe
̽»¨¾«Ñ¡ informiert Geflüchtete in Griechenland zuverlässig und stets aktuell über ihre Rechte und Asylverfahren, verfügbare Dienstleistungen, Umsiedlungsprogramme und ¹ó²¹³¾¾±±ô¾±±ð²Ô³ú³Ü²õ²¹³¾³¾±ð²Ô´Úü³ó°ù³Ü²Ô²µen. Auf der Plattform refugee.info und dem gleichnamigen Facebook-Account veröffentlicht ̽»¨¾«Ñ¡ diese Informationen auf Arabisch, Farsi, Französisch und Englisch.
̽»¨¾«Ñ¡ hat in griechischen Flüchtlingslagern sichere Aufenthaltsbereiche für unbegleitete und von ihren Familien getrennte minderjährige Kinder und Jugendliche eingerichtet. Hier können sie bleiben, bis sie wieder mit ihren Familien vereint oder in ihrem Alter und ihrer Situation angemessene Unterkünfte und Pflegeeinrichtungen aufgenommen werden können.
Im August 2019 startete das ̽»¨¾«Ñ¡ ein neues Kinderschutzprogramm mit dem Ziel, unbegleitete Kinder ab 16 Jahren zu unterstützen, damit sie selbständig werden und einen problemloseren Ãœbergang ins Erwachsenenalter haben. ̽»¨¾«Ñ¡ unterstützt 20 Jugendliche durch eine halbselbstständige Unterbringung, psychosoziale Einzel- und Gruppentherapie, Rechtsberatung sowie nicht-formale Bildung und Freizeitaktivitäten.
̽»¨¾«Ñ¡ arbeitet mit dem griechischen Ministerium für Migrationspolitik sowie lokalen und internationalen humanitären Organisationen zusammen. Das gemeinsame Ziel ist es, Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu bekämpfen und sich für die psychische Gesundheit und die psychosozialen Bedürfnisse der Geflüchteten einzusetzen.
Ziel des Projekts ist es, die griechischen Behörden für sexualisierte Gewalt zu stärken und den Austausch bewährter Praktiken und Instrumente zur Prävention sexualisierter Gewalt in ganz Europa zu fördern.
Seit Beginn unserer Arbeit vor Ort wurden mehr als 180 Personen in relevanten Berufen, zum Beispiel Polizeibeamte, Hebammen, Psychologen, Mitarbeiter*innen in Krankenhäusern und Nichtregierungsorganisationen, Schulungen angeboten.
Gesundheit
In den Lagern in Eleonas bei Athen und Kara Tepe auf Lesbos stellt ̽»¨¾«Ñ¡ Trinkwasser, Toiletten, Warmwasserduschen, Waschsalons und Hygieneprodukte wie Seife, Shampoo und Zahnpasta zur Verfügung. ̽»¨¾«Ñ¡ führt außerdem Schulungen in einfachen Hygienemaßnahmen durch, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern und organisiert die Sammlung und das Recycling von Müll.
Unterbringung auf Lesbos
̽»¨¾«Ñ¡ arbeitet seit 2015 im Flüchtlingslager Kara Tepe. Das Gelände bietet durchschnittlich 1.200 der am stärksten gefährdeten Geflüchteten – vor allem Familien, die kürzlich auf Lesbos angekommen sind - eine angemessene Unterkunft. Wir stellen sicher, dass eine gute Infrastruktur, Wasser, sanitäre und hygienische Anlagen sowie Unterkünfte zur Verfügung stehen, und unterstützen das Management des Lagers.
̽»¨¾«Ñ¡ unterstützt ebenfalls das Transitgelände "Stage 2" in Skala Sikamineas mit Reinigungs- und Wartungsarbeiten. Wir stellen sicher, dass Menschen, die aus der Türkei in den nördlichen Teil von Lesbos kommen, eine Ãœbernachtungsmöglichkeit erhalten, bis sie in behördliche Aufnahme- und Identifikationszentren aufgenommen werden können.