Die Hungerkrise in Griechenland hält an. Zahlen zeigen, dass vierzig Prozent der Menschen in den griechischen Flüchtlingslagern keine Nahrung erhalten. Grund ist der Beschluss der griechischen Regierung vom Oktober letzten Jahres die Versorgung von Menschen, die sich nicht im Asylverfahren befinden, einzustellen.

In Griechenland leben 16.559 Menschen in Lagern, die auf die Anhörung ihres Asylantrags warten, deren Antrag angenommen oder abgelehnt wurde. Wie sich herausgestellt hat, reichen die neuen Catering-Verträge nur für die Bereitstellung von Lebensmitteln in diesen Lagern für die 10.213 Menschen aus, die sich noch im Asylverfahren befinden und nicht für diejenigen, deren Asylanträge angenommen oder abgelehnt wurden. Und das, obwohl die Europäische Kommission die griechische Regierung aufgefordert hat, dafür zu sorgen, dass alle Menschen, unabhängig von ihrem Status mit Lebensmitteln versorgt werden, insbesondere die besonders schutzbedürftigen.

Besorgniserregend viele Kinder, die 40 Prozent der Bevölkerung in den Lagern ausmachen, sind unter den Hungernden. Lehrer in den örtlichen Grundschulen berichten, dass Kinder in die Schule kommen, ohne etwas gegessen und ohne eine Mahlzeit für den Tag zu haben.

Dimitra Kalogeropolou, Direktorin des ̽ѡ Griechenland, sagt:

„Es sollte untragbar sein, dass Menschen in Griechenland ohne Nahrung zurückgelassen werden, einem Land, das über die Ressourcen und die Mittel verfügt, allen Menschen Nahrung und Sicherheit zu bieten. ̽ѡ setzt sich seit Oktober letzten Jahres für ein Ende dieser inakzeptablen Situation ein. Eine Gesetzesänderung in Griechenland führt dazu, dass die Regierung denjenigen, die sich nicht im Asylverfahren befinden, keine lebenswichtigen Dienstleistungen mehr zur Verfügung stellt. Die Menschen werden an den Rand des Abgrunds gedrängt. Lokale Organisationen vor Ort beobachten weinende Kinder, die seit Tagen keine anständige Mahlzeit mehr bekommen haben. Wir sind Zeugen von Zuständen, die einer Hungerkrise gleichkommen könnten. Das wird verheerende Auswirkungen auf schutzbedürftige Menschen haben.“

Ralph Achenbach, Geschäftsführer ̽ѡ Deutschland: 

„Dass schutzsuchende Menschen innerhalb Europas hungern ist unfassbar. Aber Tausenden in griechischen Camps steht diese schreckliche Realität bevor. Durch die Kürzung überlebensnotwendiger Mittel werden Menschenrechte bewusst missachtet. Das kann so nicht hingenommen werden, gerade weil sich dies auch in europäischen Ländern und an den EU-Außengrenzen zeigt. Dabei liegt die Verantwortung nicht allein bei Griechenland. Auch die anderen Mitgliedsstaaten der EU sind gefordert, inklusive Deutschland. Der Schutz der Menschenrechte auf europäischem Boden ist dabei ein Härtetest für die wertebasierte Außenpolitik der neuen Bundesregierung - und zugleich auch die Chance Wandel zu zeigen.”

̽ѡ ist seit 2015 in Griechenland aktiv. Was als Nothilfe auf der Insel Lesbos begann, weitete sich schnell auf Thessaloniki und dann auf Lager auf dem Festland aus. Derzeit ist ̽ѡ auf Lesbos, Chios, Samos und Athen tätig und bietet neben Nothilfe auch Unterstützung für den Lebensunterhalt, den Schutz und die Stärkung von Frauen sowie Integrationsprogramme für anerkannte Flüchtlinge an.