Regionale Spannungen führen zum erneuten Ausbruch des Konflikts im Osten des Kongo

  • Aufgrund der Eskalation jahrzehntelanger Konflikte steht die Demokratische Republik Kongo weiterhin auf der Top 10 der ̽ѡ-Rangliste der größten Krisen.
  • Nach fast 10 Jahren Waffenstillstand hat die Gruppe M23 im Jahr 2022 eine neue Offensive gestartet, die Familien zwingt ihre Heimat zu verlassen und die humanitäre Hilfe unterbricht.
  • Krankheitsausbrüche wie Masern, Malaria und Ebola belasten das ohnehin schwache Gesundheitssystem.
Erfahre mehr über weltweite Krisen in der ̽ѡ Emergency Watchlist 2024

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  • Bevölkerung: 89,6 Millionen
  • Binnenvertriebene: 5,5 Millionen
  • Position im Index der menschlichen Entwicklung: 175 von 189

̽ѡ vor Ort

  • Beginn der Aktivitäten: 1996
  • Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen: 19,6 Millionen

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In der Demokratischen Republik Kongo (DRK) herrschen seit vielen Jahren gewaltsame Konflikte. Über 4,5 Millionen Menschen wurden innerhalb ihres Landes vertrieben, Hunderttausende weitere sind außer Landes geflohen. 13.1 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe.

Wie entstand die Krise in DRK?

Kurz nach der Unabhängigkeit von Belgien ergriff Mobutu Sese Seko im Jahr 1965 die Macht. 32 Jahre herrschte er diktatorisch über das zentralafrikanische Land. Trotz Ressourcenreichtum litten die Kongoles*innen unter einem fortschreitenden wirtschaftlichen Niedergang und politischen Unruhen. 1997 wurde Mobutu gestürzt. 1998 und 2002 kam es jeweils zu einem Bürgerkrieg, in denen es zu extremer Gewalt, massiven Vertreibungen und dem Einsatz sexualisierter Gewalt als Kriegswaffe kam. Schätzungsweise 5,4 Millionen Menschen kamen dabei ums Leben, die meisten von ihnen starben aufgrund von Krankheit und Unterernährung. 

Seitdem kommt es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen, zuletzt 2016: Präsident Joseph Kabila zögerte die anstehenden Wahlen hinaus. Erst Anfang 2019 kam es zur Abstimmung, die der damalige Oppositionskandidat Felix Tshisekedi für sich entscheiden konnte. 

Trotz eines Friedensabkommens, leichter wirtschaftlicher Fortschritte und Verbesserungen im Bildungs- und Gesundheitswesen sind die Lebensgrundlagen von 15 Millionen Menschen, das sind rund 20 Prozent der Bevölkerung, stark gefährdet. Kurz nachdem die Ebola-Ausbrüche vorbei waren, könnten jetzt die Auswirkungen des Konflikts, der Wirtschaftskrise und der Coronapandemie zu Hungersnot führen.

Was sind die größten humanitären Herausforderungen in der DRK?

Die Demokratische Republik Kongo ist nach wie vor eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt. Über 60 Prozent der Bevölkerung leben in Armut. Nur sehr wenige Menschen verfügen über ein existenzsicherndes Einkommen. Fast 70 Prozent der Bevölkerung sind Selbstversorger. Vielen fehlen Werkzeuge und Saatgut und damit die Mittel, um für den lokalen Markt zu produzieren und Einkommen zu erzielen.

Das Gesundheitssystem ist unterfinanziert, medizinische Einrichtungen sind schlecht ausgestattet. Nur wenige Menschen sind gegen vermeidbare Krankheiten geimpft. Verschiedene Epidemien sind weit verbreitet, darunter Cholera und Masern. Über 6 400 Menschen starben bis April 2020 an Masern. Ein Ebola-Ausbruch führte zu weiteren 2000 Todesfällen und strapazierte das Gesundheitssystem noch weiter. Die Mütter- und Kindersterblichkeit ist extrem hoch - Mütter sterben bei 13 von 1000 Geburten, viele Kinder leben nicht bis zu ihrem ersten Geburtstag. Im Moment muss das Land gleichzeitig auch die Coronapandemie bewältigen.

Sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist im Kongo ein großes Problem. Zudem führen eine frühe Heirat oder Schwangerschaft oft dazu, dass Mädchen ihre Schulausbildung vorzeitig abbrechen. Über die Hälfte der Frauen über 15 berichten von physischer oder sexualisierter Gewalt durch ihren Partner. Mädchen und Jungen gehen oft nicht zur Schule, obwohl der Besuch seit 2019 kostenlos ist.

Im Kongo leben die meisten vertriebenen Menschen in Anfrika - mehr als 5,5 Millionen intern Vertriebene, inklusive 3,2 Milionen Kinder. Versuche, diese Krise zu beenden scheitern meistens an der Regierung und der Infrastruktur und an der Unsicherheit in Konfliktzonen.

Wie hilft ̽ѡ in der DRK?

̽ѡ hilft Menschen, deren Leben und Lebensgrundlagen durch gewaltsame Konflikte in der Demokratischen Republik Kongo zerstört wurden, dabei zu überleben und anschließend wieder Kontrolle über ihre Zukunftsgestaltung zu erlangen.

Seit 1996 leisten wir humanitäre Hilfe und unterstützen Familien und Dorfgemeinschaften beim Wiederaufbau insbesonder in Bereich Bildung und medizinischer Grundversorgung.

̽ѡ engagiert sich in der Demokratischen Republik Kongo in den Regionen Tanganyika, Kasai Central sowie Nord- und Süd-Kivu unter anderem durch:     

  • die Bereitstellung von medizinischer Notfallversorgung, Unterkünften, Wasser und sanitären Einrichtungen,
  • Training von sozialen Gemeinschaften zur Zusammenarbeit im Rahmen von Projekten zur friedlichen Konfliktlösung, zur Ermöglichung wirtschaftlichen Fortschritts und Ausbildung von Mitarbeite*innen im Gesundheitswesen,
  • Wiederaufbau von Krankenhäusern und Gesundheitszentren sowie Bereitstellung lebenswichtiger Medizin,
  • Beratung, medizinische Versorgung und Rechtsbeistand für Überlebende von sexualisierter Gewalt,
  • Unterstützung im Bereich reproduktiver Gesundheit für Frauen und  Mädchen,
  • Förderung von Mädchen in Bildungseinrichtungen sowie informellen Lernorten, damit sie ihre Zukunft selbst bestimmen können.

Unterstützung zur Eindämmung von Ebola

̽ѡ hilft in mehr als 88 Gesundheitseinrichtungen bei der Bekämpfung des Ebola-Ausbruchs und schult Gesundheitspersonal in den Bereichen Erkennung, Isolierung und Überweisung von Verdachtsfällen an Spezialisten

Unsere Ärzt*innen und Pflegefachkräfte arbeiten täglich Seite an Seite mit den Mitarbeiter*innen des kongolesischen Gesundheitsministeriums. Außerdem stellen wir sauberes Wasser, Handwaschstationen, medizinische Abfallbeseitigungsanlagen, persönliche Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel für die Infektionsprävention und -kontrolle zur Verfügung.

Schwerpunkte der Arbeit vor Ort sind:

● Stärkung der allgemeinen Infektions- und Präventionskontrolle in Gesundheitseinrichtungen, einschließlich von WASH-Programmen (Wasser- und Sanitärhygiene) und der Verbesserung der medizinischen Abfallwirtschaft

● Unterstützung bei der Sensibilisierung von Gemeinschaften durch ̽ѡ-Teams in der Region

Welche weiteren Maßnahmen plant ̽ѡ in der DRK?

Millionen Menschen kämpfen in der DRK um ihr Überleben und darum, trotz allgegenwärtiger Gewalt ein würdiges Leben zu führen. Die Arbeit von ̽ѡ ist deshalb wichtiger denn je.

̽ѡ verpflichtet sich, den am stärksten von der Krise betroffenen Menschen zu helfen. Sie sollen spür- und messbare Verbesserungen in den Bereichen persönlicher Schutz, Gesundheit und wirtschaftliche Unabhängigkeit erfahren. Die Programme konzentrieren sich besonders auf die Bedürfnisse von Frauen und Kindern. ̽ѡ wird die vielen Vertriebenen weiter unterstützen und dort arbeiten, wo die Bedürfnisse am dringendsten sind. Bis Ende 2020 plant ̽ѡ, gemeinsam mit Partnerorganisationen mind. 8,4 Millionen Menschen erreicht zu haben.

Gesundheit

Menschen sollen vor Krankheiten geschützt und, wenn nötig, medizinisch versorgt werden können. Das gilt insbesondere für Frauen und Mädchen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben.

̽ѡ unterstützt zudem Aufklärung im Bereich Sexualkunde und Familienplanungsmethoden, um unbeabsichtigte Schwangerschaften zu vermeiden. Fachpersonal wird geschult, um die Mütter- und Kindersterblichkeit zu verringern.

̽ѡ plant auch nach dem Ende der Ebola-Epidemie mit den Betroffenen und ihrem sozialen Umfeld zusammenarbeiten. Durch frühere Einsätze in Westafrika wissen wir, dass es auch lange nach Gesundheits- und Schutzprogrammen Bedarf an weiterer Unterstützung gibt. Dies gilt vor allem für die Nachbehandlung von Ebola-Überlebenden als auch -Kranken für den Bereich Frauengesundheit und reproduktive Gesundheit.

Sicherheit

Menschen sollen sich sicher fühlen können und, wenn sie Leid erfahren haben, eine angemessene Unterstützung erhalten.

̽ѡ weitet Programme zur Vermeidung von Gewalt in Schulen und Zuhause aus. Überlebenden von sexualisierter Gewalt soll durch verstärkte soziale und medizinische Dienste geholfen werden.

Bildung

Schulpflichtige Kinder sollen über altersgerechte Lese- und Rechenkenntnisse sowie soziale und emotionale Fähigkeiten verfügen können. ̽ѡ arbeitet daran, Kindern, darunter vor allem auch besonders schutzbedürftigen, den Schulbesuch zu ermöglichen. Dafür sollen unter anderem Schulen wiederaufgebaut, Nachhilfeprogramme aufgesetzt und finanzielle Unterstützung sowie der Ausbau von Infrastruktur ausgebaut werden.

Wirtschaftliche Unabhängigkeit

Menschen sollen über die nötigen Mittel verfügen, um selbständig leben zu können. Sie sollten ihr eigenes Geld verdienen und davon auch etwas sparen können. Um soziale Gemeinschaften langfristig wirtschaftlich zu stärken, will ̽ѡ, Unternehmer*innen und Arbeitnehmer*innen fördern und in Projekte zum ökonomischen Wiederaufbau investieren. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei in der Unterstützung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit von Frauen.