Berlin, 5. Mai 2023 — Schätzungen zufolge sind weltweit Millionen Menschen von Menschenhandel betroffen. Im Jahr 2021 betrug die Zahl der registrierten Opfer von Menschenhandel in Europa lediglich 7.155, jedoch bildet diese Ziffer nur die Spitze des Eisbergs.
Seit 2021 leitet ̽ѡ Deutschland das von der EU finanzierte Projekt TIATAS (Transnational Initiative Against Human Trafficking within European Asylum Systems). Im Rahmen des Projekts stellt ̽ѡ zusammen mit NROs aus Griechenland, Italien und Spanien verschiedene Dienstleistungen bereit und betreut sowie unterstützt Betroffene von Menschenhandel bei rechtlichen Fragen und Angelegenheiten. Entsprechende Kompetenzen sowohl der wichtigsten Akteure im Asylsystem als auch staatlicher Institutionen und NROs werden zudem vor dem Hintergrund eines kooperativen Ansatzes gestärkt. Ziel von TIATAS ist, Personen, die von Menschenhandel betroffen oder gefährdet sind, im Asylverfahren frühzeitig zu identifizieren und zu unterstützen. Das Projekt arbeitet daraufhin eine sichere, unkomplizierte Weiterverweisung von Betroffenen aus Drittländern innerhalb des europäischen Asylsystems zu gewährleisten.
Lisa Küchenhoff, ̽ѡ Deutschland Leitung für Programmarbeit, sagt:
,,Menschenhandel ist ein transnationales Problem. Zwar ist es nach wie vor entscheidend, dass Institutionen, zivilgesellschaftliche Organisationen und Behörden auf nationaler Ebene zusammenarbeiten, um Opfer und Überlebende zu unterstützen, doch viel wichtiger ist es, länder- und grenzübergreifend Betreuung und Unterstützung zu gewährleisten. Selbst nachdem Betroffene von Menschenhandel als solche in einem EU-Land identifiziert und registriert wurden, reisen sie oft weiter, denn womöglich kommen sie nur in einem anderen EU-Land für eine Asylverfahren in Frage oder werden im Rahmen des Dublin-Verfahrens weiterverwiesen.
Jeder Grenzübertritt birgt jedoch seine eigenen Risiken, da Betroffene gezwungen sind, einerseits von sich aus Kontakt zu Hilfsorganisationen aufzunehmen und andererseits, ihre tragischen Geschichten und Erfahrungen jedes Mal aufs Neue zu rekonstruieren. Das kann eine immense psychische Belastung darstellen und für Hilfsorganisationen geht damit häufig eine Verzögerung der tatsächlichen Hilfs- und Unterstützungsleistungen einher. Deswegen ist insbesondere im Fall von Menschenhandel eine enge Zusammenarbeit zwischen Organisationen, Institutionen und anderen Akteuren über Ländergrenzen hinweg erforderlich. Mit diesem Ansatz leitet ̽ѡ Deutschland in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen das Projekt TIATAS.”
Information zur Online-Konferenz
Am 9. Mai veranstalten ̽ѡ und die Partnerorganisationen eine Online-Konferenz zum Thema "Fostering Transnational Cooperation in Combating Human Trafficking within the European Union: Best Practices and Innovative Actions". Hochrangige Expert*innen von EU-Institutionen und NROs werden die Bedeutung eines erweiterten europäischen transnationalen Verweisungsmechanismus für die Sicherheit und den Schutz von Betroffenen diskutieren und Maßnahmen gegen den Menschenhandel in Europa darstellen. Auch werden die TIATAS-Partnerorganisationen gemeinsam mit ihren jeweiligen Fachleuten politische Empfehlungen ausarbeiten, die in ein Strategiepapier einfließen werden, das Entscheidungsträger*innen in ganz Europa zur Verfügung gestellt werden soll. Weitere Informationen über die Veranstaltung, Tagesordnung, Redner*innen und Partnerorganisationen können der entnommen werden.