Berlin, 19. Oktober 2020 — Die Zahl der zivilen Todesopfer in den Sahelstaaten ist seit 2016 um dramatische 1.870 Prozent gestiegen. Besonders beunruhigt zeigt sich ̽»¨¾«Ñ¡ (̽»¨¾«Ñ¡) über die sich rapide verschlechternde humanitäre Krise in Burkina Faso, Mali und Niger. Dort sind inzwischen mindestens 13,4 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen - ein Anstieg um fast 60 Prozent seit Januar dieses Jahres. Grund dafür sind die COVID-19-Pandemie sowie die Eskalation des gewaltsamen Konflikts. Mehr als 1,5 Millionen Menschen sind in der gesamten Region intern vertrieben - ein Anstieg um 320 Prozent seit Anfang 2019. Die Krise im Sahel ist damit zu einer der am schnellsten wachsenden Vertreibungskrisen weltweit geworden.
Anlässlich der Gespräche des ministeriellen Runden Tisches am 20. Oktober ruft ̽»¨¾«Ñ¡ die internationale Gemeinschaft dazu auf, einen Kurswechsel zu vollziehen. Der derzeitig verfolgte Ansatz einer stark militarisierten Reaktion auf die Gewalt in der Region hat sich als ungeeignet erwiesen. Stattdessen müssen Regierungen den Zugang zu humanitärer Hilfe verbessern, damit die Menschen in der Region ihre Grundbedürfnisse befriedigen können.
Ralph Achenbach, Landesdirektor von ̽»¨¾«Ñ¡ Deutschland ±ð°ù°ì±ôä°ù³Ù:
„Als Co-Gastgeber muss die Bundesregierung die Mittel für humanitäre Hilfe in Burkina Faso, Niger und Mali an den gestiegenen Bedarf anpassen, sie müssen also deutlich aufgestockt werden. Um das starke sicherheitspolitische Engagement in der Region zu ergänzen, müssen außerdem weitere flexible Projekte mit mehrjährigem Finanzrahmen unterstützt werden, damit Unterstützung bedarfsorientiert erfolgen kann.“
„Deutschland ist bis Ende 2020 Mitglied des UN-Sicherheitsrates. Die Bundesregierung sollte diese Rolle nutzen und gemeinsam mit der französischen Regierung darauf drängen, dass alle Konfliktparteien sich dazu verpflichten, den Schutz der Zivilbevölkerung ernst zu nehmen und humanitäres Völkerrecht zu beachten. Verstöße müssen öffentlich verurteilt und unabhängig untersucht werden. Einen besonders wichtigen Beitrag könnte die Bundesregierung durch die Unterstützung zur Einrichtung einer regionalen zivil-militärischen Koordinationsplattform für humanitäre Hilfe leisten.“
Paul Taylor, ̽»¨¾«Ñ¡-Vizepräsident für die Region Westafrika ±ð°ù²µÃ¤²Ô³ú³Ù:
„Die Krise in der zentralen Sahelzone dauert zwar schon länger an. Doch das, was wir in diesem Jahr erleben, ist besonders besorgniserregend: Die Zivilbevölkerung leidet noch schlimmer als jemals zuvor. Mehr als 7 Millionen Menschen sind akut von Ernährungsunsicherheit betroffen – drei Mal so viele wie im vergangenen Jahr. Und damit nicht genug: Diese Zahl wird bis Ende 2020 voraussichtlich auf fast 13 Millionen wachsen. Von 2016 bis 2019 verzeichnen wir einen Anstieg bei der Zahl ziviler Todesopfer um dramatische 1.870 Prozent.“
„Humanitäre Überlegungen und der Schutz der Zivilbevölkerung haben bei der internationalen Gemeinschaft in der Praxis eine zu geringe Priorität. Wir sehen hier einen übermilitarisierten Ansatz zur Bewältigung einer komplexen humanitären Krise. Das führt nicht nur zu einer chronischen Unterfinanzierung von Hilfsmaßnahmen, sondern auch dazu, dass Konfliktursachen nicht gelöst werden können. Im Gegenteil: Sie werden teilweise sogar verschärft.
„Statt mehr Unterstützung zur Bewältigung von massiver Vertreibung, eskalierender Gewalt und zunehmender Ernährungsunsicherheit gab es weniger: Burkina Faso, Mali und Niger haben jeweils weniger als 40 Prozent der benötigten Mittel erhalten. Es ist deshalb von entscheidender Bedeutung, dass die Geber und die UN-Mitgliedsstaaten ihre Investitionen in der zentralen Sahelzone wieder ins Gleichgewicht bringen und der humanitären Hilfe eine höhere Priorität einräumen, um Schutz und den Zugang zur Grundversorgung zu ermöglichen.“
̽»¨¾«Ñ¡ arbeitet seit 2012 in der Zentralen Sahelzone und erreicht Gemeinden in Mali, Niger und Burkina Faso durch Programme in den Bereichen Wasser und sanitäre Einrichtungen, Bildung, Gesundheitsversorgung, Sicherung wirtschaftlicher Existenzen, Umsetzung von Krisenreaktionsmechanismen, Nothilfe und Schutz.