Nour sitzt auf einem Sofa und blickt aus dem Fenster.
Neben der Leitung beider Läden verfolgt Nour ihren Traum, ein Jurastudium zu absolvieren. Jede freie Minute in ihrem Laden verbringt sie mit Lernen.
Foto: Elena Heatherwick/̽»¨¾«Ñ¡

Nour ist eine 25-jährige Geschäftsfrau in Libanon. Sie ist Inhaberin von „Trendy by Nour“, einem Geschäft mit einem ganz besonderen Ziel: Mode und Styling für Menschen mit Hijab.  

Ihr Vater, damals Regierungsangestellter mit einem kleinen Gehalt, hatte stets versucht, seiner Familie ein Haus zu bauen und gleichzeitig ein Leben zu ermöglichen, in dem es ihnen an nichts fehlte.  

„Mein Vater hätte uns mit dem Geld, das er für den Hausbau verwendet hat, sicherlich ein besseres Leben ermöglichen können. Doch dann könnte ich meinen Laden jetzt nicht führen, ohne Miete zu zahlen“, erklärt Nour. 

Nour und ihre Mutter Nidal Al-Hajjar umarmen sich und schauen in die Kamera.
Nour und ihre Mutter Nidal Al-Hajjar
Foto: Elena Heatherwick/̽»¨¾«Ñ¡

Da ihre beiden Eltern so viel für ihre Kinder gegeben haben, ist Nour dankbar, dass sie ihnen jetzt etwas zurückgeben kann – jetzt kann sie auch für ihren vierjährigen Bruder Youssef sorgen.  

Die Idee für das Geschäft kam Nour, als sie selbst keinen Laden finden konnte, der die Mode-Bedürfnisse von Mädchen und Frauen in ihrer Gemeinde erfüllte. „Ich trage seit drei Jahren einen Hijab und finde sehr schwierig, einen zu finden, der mir gut passt“, sagt sie. „Hier gibt es keinen Laden, wo ich sie anprobieren könnte. Mädchen mit Hijab haben es schwer, Kleidung zu finden.“ 

Nour hält ihren jüngeren Bruder Youssef in die Luft, inmitten von Bäumen.
Nour mit ihrem jüngeren Bruder Youssef.
Foto: Elena Heatherwick/̽»¨¾«Ñ¡

Seit Oktober 2019 befindet sich Libanon in einer schweren Wirtschaftskrise, weshalb 80% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben. Zusammen mit der weltweit höchsten Anzahl von Geflüchteten im Verhältnis zur einheimischen Bevölkerung verschärft sich diese Krise noch, sodass die meisten Familien nicht einmal die Grundbedürfnisse decken können.  

Das Programm „Resilient Futures“ unterstützt in Zusammenarbeit mit der Citi Foundation junge Menschen wie Nour dabei, ihre wirtschaftliche Resilienz zu stärken. 

Zu Beginn der Revolution im Jahr 2019 war Nour eine Studentin ohne Einkommen und bewarb sich daher beim Resilient Futures Programm für unternehmerische Unterstützung. Durch die Förderung erhielt Nour finanzielle Mittel und Schulungen in den Bereichen Finanzen, Unternehmensgründung, Marketing und Kundenservice. 

Eine Ausstellung von arrangierten Outfits in Nours Laden.
Nour erzählt: „Was [meinen Laden] einzigartig macht, ist, dass ich hier ganze Outfits zusammenstellen kann, während man in anderen Läden zum Beispiel nur ein T-Shirt oder eine Hose kauft und dann nicht weiß, wie man sie richtig kombiniert.“
Foto: Elena Heatherwick/̽»¨¾«Ñ¡

Nour startete ihr Geschäft zunächst in den Räumlichkeiten unter der Wohnung ihrer Eltern, wo sie vor allem Hijabs, Taschen, Make-up und verschiedene Accessoires verkaufte. Sie lernte Menschen kennen, die ihre selbstgemachten Produkte verkauften und begann schließlich diese mit deren Erlaubnis auch in ihrem Laden zu verkaufen. So konnte sie ihr Sortiment erweitern. 

Heute ist Nour stolze Besitzerin von zwei Läden, die nicht nur in ihrer Heimatstadt, sondern dank ihrer Werbung auf TikTok und Instagram in ganz Libanon und sogar im Ausland bekannt sind. 

Nour sitzt an einem Schreibtisch in ihrem Geschäft.
„Ich verfolge aktuelle Modetrends und liebe es, Farben zu kombinieren und Dinge zu erschaffen“, sagt Nour.
Foto: Elena Heatherwick/̽»¨¾«Ñ¡

Am liebsten mag Nour es, wenn Kund*innen in ihren Laden kommen und sie nach ihrer Meinung zu ihrer Auswahl fragen. „Das gibt mir ein gutes Gefühl, denn es bedeutet, dass sie auf meine Meinung vertrauen“, sagt sie mit einem Blick in ihren Laden, voller Zufriedenheit über die Früchte ihrer harten Arbeit.  

Nour hat sich schon immer für Mode und Design interessiert. Der Erfolg ihres Geschäfts ermöglicht es ihr, auch weiterhin das zu tun, was sie liebt: „Ich betrachte das, was ich tue nicht als Arbeit. Es ist ein Hobby, das ich ausüben darf“. 

Jedes Mal, wenn Kund*innen zufrieden nach Hause gehen, hat sie das Gefühl, ihre Bestimmung erfüllt zu haben. „Mode kann man kaufen, aber für Stil muss ein Gespür haben. Ich helfe den Menschen, indem ich ihnen einfach einen Hauch von meinem Stil mitgebe.“ 

Nour beim Styling ihrer Kundin und Freundin Carine Trawy.
Nour beim Styling ihrer Kundin und Freundin Carine Trawy.
Foto: Elena Heatherwick/̽»¨¾«Ñ¡

„Libanes*innen geben nicht auf – komme, was wolle.“

„Bravo! Du hast durchgehalten und an deinen Träumen festgehalten. Du hast nicht aufgegeben, bis du dein Ziel erreicht hast“, beglückwünscht Nour ihr heutiges Ich, während sie sich an die Zeit erinnert, als sie noch ein Kind mit einem großen Traum war.  

Sie ist stolz auf ihren Erfolg als Geschäftsfrau, die Geschlechternormen in ihrem Land durchbrochen hat. „Als Frauen [in Libanon] sind wir daran gewöhnt, dass wir keine Entscheidungen treffen dürfen und dass jemand anderes die Dinge für uns kontrollieren sollte“, sagt sie. „Aber die Realität ist, dass ich auch als Frau hart arbeiten und alles erreichen kann. Als ich den Laden vergrößert und einen zweiten eröffnet habe, habe ich so hart gearbeitet wie 100.000 junge Männer.“ 

Nour möchte ein mutiges Beispiel für aufstrebende libanesische Mädchen sein. Wenn sie ihnen einen Rat geben könnte, wäre das: „Halt an deinen Träumen fest. Wenn du an etwas festhältst, das du liebst, wird der Erfolg immer kommen... Also tu, was du liebst.“ 

Nour steht vor ihrem Laden in Chehime, Libanon.
Nour steht vor ihrem Laden in Chehime, Libanon.
Foto: Elena Heatherwick/̽»¨¾«Ñ¡

 

Erfahre mehr über das Resilient Futures Programm von ̽»¨¾«Ñ¡ und der Citi Foundation.