Abfällige Bemerkungen über die Nationalität von Kolleg*innen oder sprachliche Fähigkeiten, rassistische Witze, Ausgrenzung und Mikro-Aggressionen - was könnt ihr konkret tun, wenn ihr Rassismus oder Diskriminierung am Arbeitsplatz erfahrt oder beobachtet? Indem ihr die Diskriminierung dokumentiert, das Problem ansprecht, Schulungen fordert, eine interne Untersuchung verlangt und Unterstützung von Kolleg*innen sucht, könnt ihr dazu beitragen, die Situation am Arbeitsplatz zu verbessern und gegen Diskriminierung vorzugehen. 

Für nicht betroffene Menschen ist es wichtig, informiert zu sein und zu lernen, wie sie die Reproduktion von Rassismus vermeiden. Eignet euch das Wissen an, um verschiedene Formen von Rassismus wie Mikro-Aggressionen oder Ausgrenzung zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren. 

Zu jeder Zeit könnt ihr euren Arbeitgeber oder euer Team dazu anregen, an sensibilierenden Workshops oder Anti-Bias-Trainings wie DIVET teilzunehmen. Dadurch wird es euch leichter fallen, Ungerechtigkeiten und Barrieren zu erkennen und euch aktiv für ihren Abbau einzusetzen.

Wenn du selbst Rassismus erfährst, ist Selbstfürsorge wichtig. Achte auf dich und tausche dich mit Personen aus, die deine Situation verstehen und hole dir professionelle Unterstützung bei internen oder externen Beratungsstellen oder Berater*innen

Unsere Kollegin Farzaneh hat einen Guide mit Praxisbispielen für euch vorbereitet. Ihr Team bietet Anti-Bias-Trainings für Unternehmen und Führungskräfte an. Dort lernen die Teilnehmenden, die eigene Haltung und Voreingenommenheit kritisch zu hinterfragen sowie die Diversität und Vielfältigkeit der Anderen zu schätzen. Mit diesen Schritten könnt ihr auf Rassismus am Arbeitsplatz reagieren und Strukturen der Gleichberechtigung schaffen:

5 Tipps gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz

1. Zeige Haltung.

Nimm dir einen Moment, um tief durchzuatmen und deine Gedanken zu sammeln. So schaffst du es, Ruhe zu bewahren und nicht impulsiv zu reagieren. Sage sachlich, dass du anderer Meinung bist. Biete rassismsuserfahrenden Kolleg*innen Unterstützung an. Achte dabei auf deren Bedürfnisse und eine rassismussensible Sprache. Gemeinsam könnt ihr die nächsten Schritte besprechen.

2. Schreibt euch alle Details auf.

Vorfälle von Diskriminierung müssen sorgfältig dokumentiert werden, einschließlich Datum, Uhrzeit, Ort und Details der Vorfälle.

3. Gespräche suchen auf Basis des internen Beschwerdeverfahrens

Das Problem sollte mit direkten Vorgesetzten oder der Personalabteilung besprochen werden. Hier können dokumentierte Beweise vorgelegt und der negative Einfluss im Arbeitsumfeld erklärt werden. Haltet euch dabei an professionelle Kommunikation. Vermeidet es, persönlich zu werden oder euch auf unangemessene Weise zu äußern.

4. Einführung von Schulungen durch Unternehmen

Basierend auf den vorherigen Punkten, wäre jetzt eine gute Möglichkeit, um Schulungen zur Sensibilisierung und Vermeidung von Diskriminierung am Arbeitsplatz vorzuschlagen und einzuführen. Diese Schulungen sollten alle Mitarbeitenden über die Bedeutung von Vielfalt und Inklusion informieren und klare Richtlinien für angemessenes Verhalten am Arbeitsplatz festlegen.

5. Interne Untersuchung

Im besten Fall führt das Unternehmen eine interne Untersuchung durch. Je nach Schwere des Vorfalls sollte das Unternehmen dann angemessene disziplinarische Maßnahmen ergreifen, wie z. B. eine Verwarnung, Schulungen oder sogar die Kündigung. Wichtig dabei: Verfolgt den Fortschritt! Wenn ihr das Gefühl habt, dass eure Beschwerde nicht angemessen behandelt wird, könnt ihr weitere Schritte in Betracht ziehen, wie etwa eine externe Behörde oder rechtliche Vertretung einzubeziehen.

6. Buddy System

Betroffene sollten sich an vertrauenswürdige Kolleg*innen oder Mitarbeitervertretungen wenden, um Unterstützung zu erhalten und sich nicht isoliert zu fühlen. Solidarität unter Kolleg*innen kann dazu beitragen, den Druck auf das Unternehmen zu erhöhen und angemessene Maßnahmen zu ergreifen. Buddies können sich auch als Zeug*innen für die Diskriminierungsvorfälle einsetzen und sie dabei unterstützen, Beschwerden beim Vorgesetzten oder der Personalabteilung einzureichen. Die Anwesenheit eines Buddies kann Betroffenen das Gefühl geben, nicht allein mit der Diskriminierung klarkommen zu müssen. Ein Buddy kann auch Beratungsdienste oder rechtliche Unterstützung empfehlen, falls diese benötigt werden.

Alle können dazu beitragen, dass sich Situationen am Arbeitsplatz verbessern und gegen Rassismus und Diskriminierung vorgegangen wird. Dabei sind Offenheit und Sensibilisierung wichtige Erfolgsfaktoren.

Es ist außerdem wichtig zu betonen, dass es keine universell „richtige“ Reaktion auf eine diskriminierende Erfahrung gibt, da jeder Vorfall und jede Situation einzigartig ist. Es ist jedoch wichtig, auf eine Weise zu reagieren, die eure Gefühle und Bedenken angemessen zum Ausdruck bringen und darauf abzielen, eine Lösung für das Problem zu finden. Wenn ihr euch unsicher seid, wie ihr reagieren sollt, könnt ihr euch an Vertrauenskolleg*innen, eine*n Mentor*in oder eine externe Beratungsstelle wenden, um Rat und Unterstützung zu erhalten.

Lasst euch nicht entmutigen und denkt daran, laut dem  ist es die Pflicht jedes Arbeitgebers, ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld zu gewährleisten.

̽»¨¾«Ñ¡ Angebote, um Rassismus am Arbeitsplatz zu reduzieren

DIVET (Diversity and Inclusion in Vocational Education and Training) ist ein von der Europäischen Kommission gefördertes Projekt, das verschiedene Angebote zur Förderung der Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationserfahrung entwickelt und bereitstellt. DIVET möchte das Bewusstsein für Vielfalt und Inklusion durch die Entwicklung und Umsetzung erfolgreicher Diversitätsstrategien in kleinen und mittelständischen Ausbildungsbetrieben mittels kostenloser Empowerment- und Anti-Bias-Trainings für Ausbilder*innen, Azubis sowie Führungskräfte steigern.