Konfliktparteien müssen bürokratische Hindernisse beseitigen, damit weiter humanitäre Hilfe geleistet werden kann
Eine viertel Million Menschen sind vertrieben worden, hunderttausende sind gestorben
Aufgrund zerstörter Infrastruktur, insbesondere in Bezug auf das Gesundheitswesen, hätte ein COVID-19-Ausbruch unvorstellbare Folgen
Berlin, 26. März 2020 — Heute vor fünf Jahren hat in Jemen der Krieg begonnen. Mehr als eine viertel Million Zivilist*innen sind seitdem getötet worden. Kritische Infrastruktur, darunter auch das Gesundheits- und Bildungswesen, ist weitgehend zerstört, wirtschaftliche Aktivitäten sind kaum noch möglich. 80 Prozent der jemenitischen Bevölkerung sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Und trotz einer im Dezember 2018 vereinbarten Waffenruhe, wird immer noch gekämpft.
Hinzu kommt: Im vergangenen Jahr haben die Konfliktparteien zusätzliche Beschränkungen für die Lieferung von Hilfsgütern errichtet. Das Ergebnis: Trotz anhaltender Gewalt und einem möglicherweise bevorstehenden Ausbruch von COVID-19 werden einige Geber die Finanzierung wichtiger Programme im Nordjemen ab morgen aussetzen.
̽»¨¾«Ñ¡ (̽»¨¾«Ñ¡) fordert deshalb alle Parteien dazu auf, die Bereitstellung humanitärer Hilfe zu ermöglichen und alle bürokratischen Hindernisse zu beseitigen. ̽»¨¾«Ñ¡ fordert auch, dass die Konfliktparteien einem landesweiten Waffenstillstand zustimmen und die schon erzielten Vereinbarungen einhalten, damit Friedensverhandlungen für eine dauerhaftere Lösung geführt werden können.
Tamuna Sabadze, Jemen-Landesdirektorin des ̽»¨¾«Ñ¡, berichtet:
„Es ist empörend: Millionen Jemenit*innen sind vertrieben worden und hunderttausende aufgrund von Kämpfen, Bombenangriffen, Hunger oder fehlender medizinischer Versorgung gestorben. Dennoch nimmt die Gewalt zu und die humanitäre Krise droht bei einer Ausbreitung des Corona-Virus noch größer zu werden. Dies hätte unvorstellbare Folgen. Das bereits zusammengebrochene Gesundheitssystem wäre überfordert. Zudem herrscht in Jemen gerade der größte Cholera-Ausbruch der Geschichte. Wenn es uns nicht gelingt, eine Ausbreitung des COVID-19-Virus in Jemen zu verhindern, riskieren wir, dass die Zivilbevölkerung weiteres, unschätzbares Leid erfährt.
Was in den vergangenen fünf Jahren geschehen ist, können wir nicht rückgängig machen: Mehr als 12.000 Zivilist*innen sind bei Kampfhandlungen getötet worden, und mehr als 230.000 sind aufgrund indirekter Kriegsfolgen gestorben. Wenn wir jetzt nicht handeln, werden Millionen von Zivilist*innen weiter unter Instabilität leiden und von Hilfeleistungen abhängig sein. Ein kürzlich veröffentlichter hat gezeigt, dass es 20 Jahre dauern wird, bis Jemen in Bezug auf Ernährungssicherheit sein Vorkriegsniveau erreicht hat.
Wenn sich die internationale Gemeinschaft nachhaltig einsetzt und diplomatischen Druck ausübt, könnte 2020 jedoch ein Jahr werden, das der jemenitischen Bevölkerung Sicherheit und Frieden bringt.“
̽»¨¾«Ñ¡ ist seit 2012 Jahren in Jemen tätig. Nachdem durch den Kriegsbeginn der Bedarf an humanitärer Unterstützung größer geworden ist, hat ̽»¨¾«Ñ¡ seine Programme ausgeweitet – unter anderem auch mit Unterstützung des Auswärtigen Amts. ̽»¨¾«Ñ¡ hat 475 Mitarbeiter*innen sowie 740 weitere Helfer*innen im Land und engagiert sich insbesondere im Bereich Gesundheitsfürsorge, wirtschaftliche Integration, Bildung sowie Schutz und Stärkung von Frauen und Kindern.