Im Vorfeld der bevorstehenden UN-Geberkonferenz für Ostafrika fordert ̽ѡ eine umfassende Finanzierung der regionalen UN-Hilfsappelle in Höhe von 6,5 Milliarden Euro.
In Somalia musste dank der internationalen Unterstützung keine Hungersnot ausgerufen werden. Um Lebensgrundlagen zu sichern und künftige Ernährungskrisen zu verhindern, fordert ̽ѡ weitere Investitionen in Wiederaufbau- und Resilienzprogramme.
̽ѡ ruft zu Investitionen in wegweisende Lösungen auf, darunter eine vereinfachte Behandlung für akut unterernährte Kinder, Klimaresistenz und Anpassungsmaßnahmen.
23. Mai 2023 — Angesichts des anhaltenden Bedarfs in Ostafrika fordert ̽ѡ, dass der UN-Appell auf der nächste Woche vollständig finanziert wird. Mit mehr finanziellen Mitteln können bereits bestehende Lösungen weiter ausgeweitet werden, die wiederum Millionen von Menschenleben retten könnten.
Allein in drei Staaten Ostafrikas sind über 21 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. In Somalia hat sich die Zahl der unterernährten Menschen von 840.000 im Jahr 2021 über 840.000 heute verdoppelt. Die jüngste Dürre hat in der Region einen starken Rückgang der Nutztierbestände um etwa 3 Millionen Tiere verursacht. Da Nutztiere für Millionen von Menschen in Somalia, ÄٳDZ辱 und Kenia eine wichtige Lebensgrundlage darstellen, hat dieser Rückgang auch zum extremen Hunger in der Region beigetragen. Außerdem zeigen jüngste Berichte, dass der vom menschengemachte Klimawandel die Wahrscheinlichkeit von Dürren in Ostafrika um das Hundertfache erhöht hat.
David Miliband, Präsident und CEO von ̽ѡ, sagt:
,,Noch vor wenigen Monaten stand Somalia am Rande einer Hungersnot, die die Katastrophe von 2021 an Ausmaß und Schwere noch übertreffen sollte. Es gibt keinen Grund zur Selbstgefälligkeit: Die Hilfsmaßnahmen, die größtenteils von den Vereinigten Staaten angeführt werden, tragen dazu bei, die Hungersnot in Schach zu halten, aber die Ursachen des Hungers sind immer noch sehr präsent. In Ostafrika gehen über 21 Millionen Menschen hungrig zu Bett. Deshalb fordert ̽ѡ die vollständige Finanzierung der regionalen humanitären Appelle, die derzeit im Durchschnitt zu 23 Prozent finanziert werden. Die Bemühungen, die Ernährungsunsicherheit in der Region zu verringern, müssen bei der Konferenz dringend von einer größeren Gruppe von Regierungen, internationalen Finanzinstitutionen und Klimaakteur*innen vergrößert werden.
Gleichzeitig muss, um Leben zu retten und eine Katastrophe zu verhindern, ein neues Konzept für die Bekämpfung und Prävention von Hungersnöten entwickelt werden, und zwar bevor sie eintreten. Untersuchungen zur Hungersnot in Ostafrika im Jahr 2012 ergaben, dass 250.000 Menschen bereits ums Leben gekommen waren, bevor die Hungersnot überhaupt ausgerufen wurde und die internationale Hilfe damit anstieg. Wirksame Frühwarnsysteme müssen her. Sie helfen, Gebiete, die von einer Hungersnot bedroht sind, frühzeitig zu identifizieren, also bevor die Situation kritisch wird – z. B. aufgrund von Wettermustern, Ernteerträgen und Nahrungsmittelpreisen. Sie können auch bevor die Menschen von IPC 4 (Klassifizierung der akuten Ernährungsunsicherheit) oder gar einer Hungersnot von IPC 5 betroffen sind Maßnahmen für die am stärksten gefährdeten Menschen einleiten, indem Bargeldhilfe, Nahrungsmittel und andere Unterstützungsmöglichkeiten bereitstellt werden. In Nigeria testet ̽ѡ bereits einen Ansatz für Frühwarnsysteme, bei dem Haushalte Bargeldhilfe schon vor einer vorhersehbaren Flut erhalten. Diesen Haushalten ist hierdurch darin geholfen, dass sie dadurch resilienter sein und präventive statt reaktive Maßnahmen ergreifen können.
Die hochrangige Task Force des Generalsekretärs zur Verhinderung von Hungersnöten ist ein weiteres wichtiges Instrument, um frühzeitige Maßnahmen voranzutreiben. ̽ѡ freut sich, diesen Monat als NRO-Vertretung in die Task Force aufgenommen worden zu sein. Die Task Force muss den politischen Willen zur Reaktion auf ein Hungerrisiko freisetzen, Investitionen in großem Umfang mobilisieren, um auf Frühwarnsysteme zu reagieren, und kollektive Maßnahmen innerhalb der internationalen Gemeinschaft koordinieren.
̽ѡ fordert auch Investitionen in Lösungen, die lediglich mehr Mittel und den politischen Willen zur Ausweitung erfordern.45 Millionen Kinder auf der ganzen Welt sind von Unterernährung betroffen und 80 Prozent von ihnen werden überhaupt nicht medizinisch behandelt. Das "vereinfachte Protokoll" von ̽ѡ behandelt Kinder, die an Unterernährung leiden, mit einem einzigen Erdnusspastenprodukt und einer vereinfachten Diagnose und Dosierung, die direkt in den Gemeinden von Gesundheitshelfer*innen durchgeführt wird.”
Mit mehr Mitteln können die bereits bestehenden Lösungsansätze in der gesamten Region weiter ausgeweitet werden:
- Mehr akut unterernährte Kinder müssen durch vereinfachte Ansätze Zugang zu lebensrettenden Behandlungen erhalten. Kinder unter 5 Jahren leiden an akuter Unterernährung, darunter 18 Millionen Kinder, die in Konflikt- und Krisengebieten leben. Obwohl es eine bewährte Behandlung in Form von angereicherter Erdnusspaste gibt, erreicht diese lebensrettende Behandlung nur 20 Prozent der bedürftigen Kinder. Der Behandlungsansatz ist komplex und klinisch und es mangelt an einer nachhaltigen Finanzierung. Um diese Problematik zu lösen, hat ̽ѡ ein mit einem einzigen Produkt und einer vereinfachten Diagnose und Dosierung entwickelt, das von Gesundheitshelfer*innen der Gemeinden durchgeführt werden kann.
- Dieser Ansatz beseitigt unnötige Doppelarbeit, Aufteilung und Komplexität, die die Reichweite des vorherrschenden Behandlungsprotokolls behindern. Wir wissen, dass unsere Lösung funktioniert, selbst in den schwierigsten Situationen.
- Im Rahmen einer Studie von ̽ѡ in Kooperation mit dem Gesundheitsministerium von Mali wurden mehr als 27 000 Kinder mit dem vereinfachten Protokoll behandelt. Die Genesungsraten lagen bei über 90 Prozent, während die Behandlungskosten für ein schwer unterernährtes Kind um 21 Prozent sanken. Unsere Daten deuten darauf hin, dass mehr als 35 Millionen Kinder zusätzlich innerhalb weniger Wochen gesund werden könnten, wenn allen bedürftigen Kindern eine Behandlung zukäme.
- Die hochrangige UN-Task Force (High Level Task Force, HLTF) zur Bekämpfung von Hungersnöten muss unterstützt und finanziert werden. ̽ѡ hat bereits eine Wiederbelebung dieser UN-Task Force gefordert und die Sitzungen der neu formierten Task Force haben Anfang dieses Monats begonnen. Der Task Force kommt eine Schlüsselrolle zu, wenn es darum geht, Aufmerksamkeit und Ressourcen zu mobilisieren, bevor es zu spät ist. Deshalb sollte sie sich darauf konzentrieren, den politischen Willen zur Reaktion auf eine drohende Hungersnot zu wecken, Investitionen in großem Umfang zu mobilisieren, um auf Frühwarnsysteme zu reagieren, und kollektive Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft zu koordinieren.
- Frühwarnsysteme und vorausschauendes Handeln tragen dazu bei, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Der Klimawandel kann die Bedingungen, die zu Hungersnöten führen, verschärfen und die Häufigkeit und Schwere von Dürren erhöhen. Dürren stellen aufgrund der sechsten Saison mit ausbleibenden Regenfällen eine der Hauptursachen für die Ernährungsunsicherheit in der Region dar.
- Ein wirksames Frühwarnsystem kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten, Gebiete zu identifizieren, die von Hungersnöten und Klimaschocks bedroht sind, bevor die Situation kritisch wird. Dadurch kann eine potenzielle Krise abgewendet werden. Nahrungsmittel, Bargeldhilfe und andere Hilfsgüter könnten in den gefährdeten Gebieten, in denen die Hilfsmaßnahmen koordiniert und frühzeitig erfolgen, rechtzeitig bereitgestellt und sichergestellt werden.
- ̽ѡ hat diesen Ansatz in Nigeria erprobt, indem es vor einer vorhergesagten Überschwemmung Bargeld an Haushalte bereitstellte. Zuvor wurden gemeinsam mit lokalen Wetterdiensten Frühwarnsysteme eingerichtet. Durch die Bereitstellung von Bargeld vor einem Klimaschock, d.h. im Gegensatz zum typischen Fall in der humanitären Hilfe, wo Bargeld erst nach einer Katastrophe bereitstellt, waren die Haushalte in der Lage, ihre Resilienz zu stärken und vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen, darunter z. B. Investitionen in produktive landwirtschaftliche Anlagen oder Viehbestand.
***Für mehr Inhalte im Zusammenhang mit Ostafrike, einige Fotos und einige B-Rolls.