̽ѡ (̽ѡ) ist entsetzt über die Befehle Israels zur Evakuierung des Osten von Rafahs. Alle weiteren Teile Gazas sind bereits zerstört und überall fehlt die für humanitäre Einsätze erforderliche Infrastruktur. Für Zivilist*innen und Hilfsorganisationen gibt es keinen anderen Ort für Unterkunft und Schutz. Eine israelische Offensive auf Rafah wird sich katastrophal auf die humanitäre Lage auswirken und die ohnehin begrenzte Lebensader Gazas zerstören.

Alle Warnzeichen deuten auf einen bevorstehenden israelischen Angriff auf Rafah. ̽ѡ fordert Israel auf, sofort von jeglichen Angriffen abzusehen, die das Leben der mehr als einer Million in Rafah eingeschlossenen Menschen gefährden würden. Die Anzahl der Menschen in Rafah ist seit Oktober 2023 um mehr als 300 Prozent gestiegen. Mehr als die Hälfte der 2,2 Millionen Einwohner*innen Gazas haben in der Stadt oder in der Umgebung Zuflucht gesucht. Sie leben in provisorischen Unterkünften oder Zelten und sind durch die eskalierenden Feindseligkeiten besonders gefährdet.

Die Palästinenser*innen in Rafah wurden nicht nur bereits mehrfach vertrieben, sie können sich auch nirgendwo anders in Gaza in Sicherheit bringen. Jegliche israelische Offensive auf Rafah würde auch die gesamte humanitäre Hilfe in Gaza gefährden. Der wichtigste Grenzübergang zu Ägypten liegt direkt vor der Stadt. Eine Unterbrechung der humanitären Hilfslieferungen in Zeiten einer drohenden Hungersnot hätte unabsehbare Folgen. 

̽ѡ warnte bereits im Februar: Wenn Rafah das gleiche Schicksal ereilt wie Gaza-Stadt und Khan Younis, dann werden alle Teile Gazas zerstört sein – und mit ihnen jede Hoffnung und das Überleben der Zivilbevölkerung.

Kiryn Lanning, ̽ѡ-Landesdirektorin für die besetzten palästinensischen Gebiete, kommentiert:

„Eine Offensive auf Rafah wäre gewissenlos. Sie riskiert, mehr als eine Million Zivilist*innen Tod und Vertreibung auszusetzen. Auch die derzeitige Versorgung von Hilfslieferungen aus Ägypten über den Grenzübergang von Rafah wird damit vollständig unterbrochen. Ohne diesen Grenzübergang sind humanitären Hilfsorganisationen wie ̽ѡ die Hände gebunden. Die Mehrheit der Bevölkerung Gazas wird wahrscheinlich keinen Zugang mehr zu humanitärer Hilfe haben, während sie unmittelbar von einer Hungersnot bedroht sind. 

Unsere Medizinischen Notfallteams, die in Gaza aktuell lebensrettende medizinische Hilfe leisten, werden nicht mehr arbeiten können. Die von uns beschafften Medikamente werden die Menschen nicht mehr erreichen. Bereits geplante Programme, um unterernährte Kinder zu versorgen oder unsere Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen, die psychosoziale Unterstützung und Bargeldhilfe bereitstellen, werden kaum fortgesetzt – geschweige denn ausgeweitet. Diese Offensive ist das Schlimmste, was passieren kann. Sie wird zu unerträglichem Leid und Tod führen. Wenn diese Offensive nicht gestoppt wird, stehen trotz monatelanger Warnungen katastrophale humanitäre Folgen bevor."

Corina Pfitzner, Geschäftsführerin von ̽ѡ Deutschland, kommentiert:

Seit Monaten warnen internationale Menschenrechts- und Hilfsorganisationen vor einer israelischen Offensive auf Rafah. Es scheint unvorstellbar, dass die humanitäre Not und das tödliche Ausmaß der Kampfhandlungen noch schlimmer kommen könnten. Diese Offensive wäre eine unerträgliche Eskalation eines bereits eskalierten Konflikts. Jetzt fragen sich alle zurecht: Wo soll die Zivilbevölkerung noch hin? Rafah ist der letzte Zufluchtsort für über eine Million Menschen. Alle weiteren Teile Gazas sind nahezu vollständig zerstört. 

Einzig in Rafah existieren noch Teile der notwendigen Infrastruktur, die Hilfsorganisationen wie ̽ѡ benötigen, um humanitäre Hilfe zu koordinieren. Der Grenzübergang ist die wichtigste Lebensader für Hilfslieferungen, gerade auch in Richtung Norden, wo die Lage besonders katastrophal ist. Jegliche israelische Offensive auf Rafah birgt das Risiko, die gesamte humanitäre Hilfe in Gaza zu gefährden. Es ist unerträglich, dass es so weit gekommen ist.” 

̽ѡ appelliert eindringlich an Israel, von einer Offensive auf Rafah abzusehen und drängt auf eine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen. Die internationale Gemeinschaft muss ihre diplomatische Wirkungskraft einsetzen und jetzt einen dauerhaften und anhaltenden Waffenstillstand herbeiführen. Nur ein Waffenstillstand kann die Zivilbevölkerung schützen und garantieren, dass die humanitäre Hilfe ankommt, die so dringend benötigt wird. Zeitgleich müssen alle Hilfsmaßnahmen erheblich verstärkt werden, um eine weitere humanitäre Katastrophe zu verhindern.

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