Angesichts der wachsenden Gefahr einer israelischen Bodenoffensive in Rafah ist ̽ѡ (̽ѡ) sehr besorgt, wie sich eine weitere Massenvertreibung auf die bereits überfüllten Notunterkünfte in Gaza auswirken wird. Mehr als 1,3 Millionen Palästinenser*innen sind in dem Gebiet untergebracht, sechsmal so viele als vor dem 7. Oktober 2023. Ihre Häuser sind zerstört und die Unterkünfte in Gaza überfüllt. Im Norden Gazas befinden sich Hunderttausende Menschen in kritischen Situationen, weil humanitäre Hilfslieferungen eingeschränkt sind. Um in mehr als 20 Notunterkünften in ganz Gaza grundlegende Dienste anbieten zu können, arbeitet ̽ѡ nun mit der palästinensischen Nichtregierungsorganisation (NRO) Juzoor zusammen. Dazu zählen Gesundheitsversorgung, Infektionsprävention, Bargeldhilfe und psychologische Betreuung.

Die jüngsten israelischen Luftangriffe auf Rafah zwingen die Menschen erneut zur Flucht. Sie suchen in Deir Al-Balah und den umliegenden Gebieten Zuflucht, aber diese sind für die Aufnahme einer großen Zahl von Vertriebenen nicht ausgerüstet. Zeitgleich wird die Ernährungslage in Gaza immer unsicherer, es herrscht Hunger, die Einreise von Hilfsgütern ist stark eingeschränkt und eine Bodenoffensive auf Rafah droht, die sich als katastrophal erweisen würde.

Die Situation der vertriebenen Palästinenser*innen hat einen Wendepunkt erreicht. Die überfüllten Unterkünfte übersteigen inzwischen bei Weitem ihre Kapazität. Es mangelt an Unterkünften, sauberem Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten. Frauen und Mädchen fehlt es an jeglichen Hygieneartikeln zur Menstruation, was ihr Risiko für Infektionen und weitere psychische Belastungen erhöht.

Arvind Das, Teamleiter für den ̽ѡ-Einsatz in Gaza, sagt: 

„Überfüllung, fehlende Privatsphäre und unzureichender Zugang zur Grundversorgung verstärken Angst, Stress und Verzweiflung unter mehr als einer Million Menschen, die in Rafah auf engstem Raum eingepfercht sind. Wir haben Berichte gehört, dass sich bis zu 15 Menschen ein einziges Zelt teilen. Die Lebensbedingungen sind einfach unvorstellbar. Provisorische Unterkünfte sind aus allem zusammengeschustert, was man finden kann - alten Stoffen, Plastik und Holz - und bieten keinen Schutz vor den aktuellen Wetterbedingungen. In einigen Unterkünften gibt es nur eine Toilette für jeweils 700 Menschen. Frauen, Kinder und ältere Menschen stehen stundenlang Schlange, benutzen Eimer oder müssen ihre Notdurft im Freien verrichten. Für die Kranken ist die Lage katastrophal. Die große Mehrheit hat keinen Zugang zu wichtigen medizinischen Leistungen.”

Als Reaktion auf die Krise in Gaza ist ̽ѡ kürzlich eine Partnerschaft mit der palästinensischen Nichtregierungsorganisation eingegangen, um die gesundheitlichen und psychischen Bedürfnisse der Vertriebenen zu erfüllen und Kindern und Familien in den Unterkünften in Gaza Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen zu verschaffen. Im Rahmen dieser Maßnahmen werden ̽ѡ und Juzoor mobile Gesundheitsteams bereitstellen. Diese leisten umfassende medizinische Grundversorgung und psychosoziale Unterstützung. Dazu zählt auch die Behandlung von Krankheiten, die Betreuung von Müttern und Kindern sowie der Kapazitätsausbau der Gesundheitsteams zur Infektionsprävention bei Notfällen. 

Im Rahmen dieser Maßnahmen werden Bargeld und Winterausrüstungen bereitgestellt. Ziel ist es auch, die Lebens- und Gesundheitsbedingungen von Familien zu verbessern und Kindern die Betreuung und Unterstützung zukommen zu lassen, die sie zur Überwindung von Traumata benötigen. Im Rahmen dieser Partnerschaft werden Schulungen und gemeinsame Aktivitäten durchgeführt, um weitere Unterkünfte und mehr Vertriebene in Gaza zu erreichen.

 

Über ̽ѡ

̽ѡ (̽ѡ) ist eine humanitäre Hilfsorganisation, deren Arbeit entlang des Spektrums von Nothilfe bis Integration und Entwicklungszusammenarbeit wirkt. Albert Einstein rief im Jahr 1933 zur Gründung der Organisation auf. Seitdem leistet ̽ѡ insbesondere für jene Menschen lebensrettende Hilfe, die vor Krieg, Verfolgung oder Naturkatastrophen fliehen müssen. Ebenso unterstützt ̽ѡ die aufnehmenden Gesellschaften und bleibt auch langfristig vor Ort, um essenzielle Strukturen wieder aufzubauen.

In Gaza haben ̽ѡ und Medical Aid for Palestinians (MAP) medizinische Notfallteams (Emergency Medical Teams, EMTs) eingesetzt, um lebensrettende medizinische Notversorgung zu leisten. Das Team setzt sich aus Traumaärzt*innen, Chirurg*innen, Kinderärzt*innen und Expert*innen für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung zusammen. Sie unterstützen die Krankenhäuser in Gaza und leisten lebensrettende medizinische Hilfe für verletzte Palästinenser*innen. ̽ѡ unterstützt außerdem Partner bei der Lieferung von Nahrungsmitteln und der Bereitstellung wichtiger Dienstleistungen in Notunterkünften im Norden und Süden Gazas, einschließlich medizinischer Versorgung, psychosozialer Unterstützung und Bargeldhilfe zur Deckung der Grundbedürfnisse.

 

Über Juzoor 

Juzoor for Health and Social Development ist eine palästinensische Nichtregierungsorganisation. Sie setzt sich auf nationaler Ebene für die Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens palästinensischer Familien ein und fördert Gesundheit als grundlegendes Menschenrecht. Juzoor wurde 1996 von einem Team aus Gesundheits- und Entwicklungsexpert*innen gegründet. Der Name Juzoor (arabisch für „Wurzeln") spiegelt die Ausrichtung der Organisation auf die grundlegenden sozioökonomischen Aspekte von Gesundheit und Wohlbefinden wider. 

Es unterstreicht das Engagement von Juzoor, seine Arbeit in den palästinensischen Gemeinden trotz der schwierigen und herausfordernden politischen Lage fortzusetzen. Zudem spiegelt sich die Erfahrung des Gründerteams in ihren jeweiligen Fachgebieten und beim Aufbau einiger der wichtigsten Basisgesundheitsorganisationen in Palästina wider. Juzoor befasst sich mit kritischen, neu aufkommenden Fragen der öffentlichen Gesundheit und verbindet Prävention und Intervention für den Einzelnen mit der Ebene der gesamten Bevölkerung, indem die sozialen Aspekte von Gesundheit berücksichtigt werden.