Bart Witteveen, ̽ѡ (̽ѡ) Landesdirektor für das besetzte palästinensische Gebiet, kommentiert: 

,,Die Lage im Norden von Gaza hat den Krisenpunkt überschritten. Das Famine Review Committee (FRC) warnt davor, dass in Nord-Gaza eine Hungersnot unmittelbar bevorsteht – wenn sie nicht bereits im Gange ist. Dies ist eine drastische und alarmierende Verschlechterung gegenüber dem IPC-Bericht vom letzten Monat: Im Oktober wurde eine Verdreifachung der Zahl der Menschen prognostiziert, die in den kommenden Monaten mit katastrophaler Ernährungsunsicherheit konfrontiert sein werden. Die eskalierende Krise wird in erster Linie durch die Behinderung der humanitären Hilfe verursacht.


Über 80 Prozent der humanitären Hilfe für Gaza wird derzeit blockiert. Die Lieferungen sind auf dem niedrigsten Stand seit Oktober 2023. Vor Oktober 2023 lieferten täglich durchschnittlich 500 Lastwagen humanitäre Hilfsgüter nach Gaza. Diese Menge reichte bereits nicht aus, um den Bedarf der Bevölkerung zu decken. Nun ist ein gefährlicher Tiefstand der Hilfslieferungen erreicht. Im vergangenen Monat fuhren nur 37 humanitäre Lastwagen täglich in Gaza ein, in der ersten Novemberwoche waren es 69 pro Tag. Die israelischen Behörden haben im vergangenen Monat nur einem dieser Lastwagen die Fahrt nach Nord-Gaza erlaubt und damit Zehntausende Palästinenser*innen von lebenswichtigen humanitären Versorgungsleitungen abgeschnitten. Das kommt einer Belagerung gleich. Das schlimmste Szenario könnte bereits eingetreten sein: In ganz Gaza nehmen Hunger, Unterernährung und eine übermäßige Sterblichkeit aufgrund von Unterernährung und Krankheiten rapide zu.


Die Lage ist kritisch. Wir bleiben Tage – nicht Wochen –, um entscheidende Maßnahmen zu ergreifen und diese schrecklichen Bedingungen zu lindern. Die Warnungen von humanitären Organisationen waren klar und deutlich: Wenn wir nicht handeln, wird es zu weiteren vermeidbaren Todesfällen unter der Zivilbevölkerung kommen.


Wir fordern die sofortige Aufhebung der Beschränkungen für Hilfslieferungen nach und innerhalb von Gaza. Die israelische Regierung muss ihren Verpflichtungen nachkommen: Sie muss sicherstellen, dass die Menschen in ganz Gaza Zugang zu Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung und anderen lebensnotwendigen Gütern haben. Es geht um Leben und Tod.”


Eine Partnerorganisation von ̽ѡ, Ard El Insan, die im Bereich Ernährungshilfe in Gaza tätig ist, ergänzt: 

,,Laut internationalen Berichten ist der Norden Gazas massiv von einer Hungersnot bedroht. Die Arbeit von Ard Al Insan ist stark betroffen. Es mangelt an humanitärer Hilfe, medizinischen Behandlungen,Lebensmitteln, Werkzeuge, Kommunikationsmitteln, dem notwendigen Mobiliar für die Arbeit, große Zelte inklusive der Ausstattung. Es bedarf zuverlässiger Mengen an Gesundheits-, Ernährungs- und Hygienemitteln."