Somalia, ÄٳDZ辱 und Afghanistan führen die ̽ѡ Emergency Watchlist der Länder an, die im Jahr 2023 am stärksten von verschärften humanitären Krisen bedroht sind.
Die Ukraine zählt zu den zehn schlimmsten Krisenländern.
Eine Rekordzahl von knapp 340 Millionen Menschen ist 2023 auf humanitäre Hilfe angewiesen.
In den 20 Ländern der Watchlist leben nur 13% der Weltbevölkerung; gleichzeitig finden sich in diesen Ländern 90% aller Menschen in humanitärer Not und 81% der Geflüchteten weltweit.
100% der Menschen, die global von katastrophaler Ernährungsunsicherheit betroffen sind, leben in den Watchlist-Ländern.
Berlin, 14. Dezember 2022 — ̽ѡ (̽ѡ) hat heute die jährliche veröffentlicht. Darin sind die 20 Länder aufgelistet, in denen sich bestehende humanitäre Krisen im nächsten Jahr am stärksten verschlimmern werden.
2023 stehen Somalia, ÄٳDZ辱 und Afghanistan ganz oben auf der Liste. Auch die Ukraine zählt zu den zehn schlimmsten humanitären Krisen der Welt. Gründe dafür sind die seit Jahrzehnten verheerendsten Dürren in Ostafrika, die wirtschaftliche Notlage in Afghanistan und der Krieg in der Ukraine.
Mehr als 340 Millionen Menschen weltweit sind in humanitärer Not, mehr als 100 Millionen auf der Flucht. Die Analyse von ̽ѡ zeigt: Internationale Systeme und Sicherheitsvorkehrungen, die verhindern sollen, dass humanitäre Krisen außer Kontrolle geraten, funktionieren nicht ausreichend – ob diplomatische Abkommen, UN-Tribunale, Klima-Frühwarnsysteme oder humanitäre Hilfe selbst.
Die ̽ѡ Emergency Watchlist 2023 analysiert die drei wichtigsten Faktoren, die humanitäre Krisen beschleunigen: jahrzehntelange bewaffnete Konflikte in den meisten der Watchlist-Ländern, der Klimawandel mit nie dagewesenen Dürren und Überflutungen sowie wirtschaftliche Krisen mit weltweit steigenden Preisen. Der Bericht zeigt auf, was die internationale Gemeinschaft in einer außer Kontrolle geratenen Welt tun muss, um die internationalen Systeme zu stärken.
David Miliband, Präsident und CEO von ̽ѡ, sagt:
„Vor einem Jahr hat ̽ѡ mit der Emergency Watchlist 2022 ein Rekordniveau humanitärer Not und globales Systemversagen diagnostiziert, das sich in Mängeln im staatlichen Handeln, Diplomatie, der regelbasierten Weltordnung und humanitärer Hilfe manifestiert. Ein Jahr später haben sich humanitäre Not, Vertreibung und Ernährungsunsicherheit weiter verschlimmert – das spiegelt sich auch in den Zahlen für 2023 wider: Mit 340 Millionen Menschen sind heute 65 Millionen mehr als im Vorjahr auf Hilfe angewiesen; die Zahl der Geflüchteten weltweit hat erstmals die 100-Millionen-Marke überschritten. Der Ausblick für 2023 ist mehr als düster.
Die Emergency Watchlist 2023 zeigt: Die Art und Weise, wie die internationale Gemeinschaft gegen humanitäre Krisen vorgeht, muss sich grundlegend ändern. Im Kern handelt es sich um politische Krisen, Wirtschaftskrisen, Sicherheitskrisen und Klimakrisen. Die Systeme, die gegen diese Probleme angehen sollen, sind ausgehöhlt. Dadurch spitzen sich humanitäre Notlagen weiter zu. Klassische Hilfsmechanismen werden der Situation nicht gerecht. Die internationale Gemeinschaft muss neue Instrumente zum Schutz der von Krisen betroffenen Menschen schaffen und sich endlich gemeinsam gegen globale Risiken engagieren, anstatt sie zu verstärken.“
Ralph Achenbach, Geschäftsführer ̽ѡ Deutschland, sagt:
„Alle Jahre wieder verdeutlicht die Emergency Watchlist das dramatische Ausmaß menschlichen Leidens. Die Menschen in Krisenregionen hungern, sie müssen fliehen, sie kämpfen ums Überleben – und sie sterben. 2023 sind Somalia, ÄٳDZ辱 und Afghanistan die traurigen Spitzenreiter der Watchlist. Obwohl wir jedes Jahr aufs Neue vor der Abwärtsspirale humanitärer Krisen warnen, verschließt die internationale Gemeinschaft Augen und Ohren. Die Welt befindet sich in einem Kreislauf der Krisen aus bewaffneten Konflikten, Klimawandel und wirtschaftlichem Kollaps. Ein Blick auf die Ukraine veranschaulicht: Der Krieg kostet nicht nur Leben in der Ukraine, sondern führt zu Hungertoten in Ostafrika.
Deutschland ist der zweitgrößte Geber für humanitäre Hilfe und engagiert sich auch für die globale Ernährungskrise. Mehr finanzielles Engagement allein reicht aber nicht. Wir fordern: Erstens, die Bundesregierung muss die Hälfte der humanitären und entwicklungspolitischen Mittel in fragile, krisengeschüttelte Länder wie Somalia investieren. Zweitens, zusätzliche Gelder für globale Hungerkrisen müssen da eingesetzt werden, wo sie am dringendsten gebraucht werden – in Watchlist-Ländern wie ÄٳDZ辱 oder Afghanistan. Drittens, die Bundesregierung sollte mindestens ein Viertel der deutschen humanitären Hilfe NGOs und lokalen Organisationen bereitstellen. Denn sie sind der Schlüssel für schnelle, maßgeschneiderte humanitäre Hilfe. Nur so können wir Menschenleben in den schlimmsten humanitären Krise retten, wo das Sterben bereits begonnen hat.”
̽ѡ Emergency Watchlist 2023
Plätze 1-10 (in Klammern Rangfolge 2022):
- (8)
- (2)
- (1)
- (6)
- (3)
- (9)
- (5)
- Burkina Faso (Top 20)
- Haiti (Top 20)
- (neu, zuletzt 2017 aufgenommen)
Plätze 11-20 (ohne Rangfolge):
- (-)
- (neu, zuletzt 2021 aufgenommen)
- (-)
- (-)
- (7)
- (-)
- Nigeria (4)
- Pakistan (neu, zuletzt 2019 aufgenommen)
- Sudan (10)
- (-)
̽ѡ-Empfehlungen:
- Kreislauf der Krisen durchbrechen:
- Um Hungersnöte zu verhindern, muss die internationale Gemeinschaft Ernährungsprogramme reformieren.
- Der Bedarf für internationale Unterstützung verschiebt sich aufgrund von sich gegenseitig verschärfenden Krisen in fragile und von bewaffneten Konflikten betroffene Regionen. Die Bundesregierung sollte daher 50% der bilateralen Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe dort zur Verfügung stellen.
- Für flexible, maßgeschneiderte Hilfe vor Ort bedarf es einer stärkeren Einbeziehung und fairen Verteilung der Mittel für humanitäre Hilfe zwischen Vereinte, Internationales Komitee vom Roten Kreuz und Nichtregierungsorganisationen, auch aufgrund der Rolle als partnerschaftliche Akteure auf Augenhöhe und Intermediäre mit und für nationale und lokaler Organisationen. Deutschland sollte die finanzielle Unterstützung von in Deutschland ansässigen Nichtregierungsorganisationen von aktuell 13% auf 26% des humanitären Budgets verdoppeln.
- Die Auswirkungen des Klimawandels müssen in die humanitäre Hilfe stärker einbezogen werden. Das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sollten alle ihre Maßnahmen im Hinblick auf die bereits heute akuten Auswirkungen des Klimawandels in Krisenregionen anpassen.
- Zivilbevölkerung in Konflikten schützen:
- Damit die internationale Gemeinschaft das Recht auf humanitäre Hilfe von Zivilbevölkerungen in bewaffneten Konflikten und den entsprechenden humanitären Zugang sicherstellen kann, sollte eine unabhängige Organisation zur Überwachung dieses Rechts geschaffen werden.
- Um das Zeitalter der Straflosigkeit zu beenden, sollten die ständigen UN-Sicherheitsratsmitglieder zukünftig kein Vetorecht in Fällen von Kriegsverbrechen mehr nutzen. Die Bundesregierung sollte in der UN-Generalversammlung darauf drängen, die 2022 verabschiedete liechtensteinische „Veto-Initiative" zeitnah durchzusetzen. Sie zielt darauf ab, dass die UN-Generalversammlung in Fällen eines Vetos im UN-Sicherheitsrats zu massiven Menschenrechtsverletzungen und Gräueltaten befasst wird.
- Die Rolle von Frauen und marginalisierten Gruppen in der politischen Lösung von humanitären Krisen muss gestärkt werden. Um die Verpflichtung der Bundesregierung für eine feministische Außen- und Entwicklungspolitik zu verwirklichen und die Umsetzung der Agenda Frauen, Frieden und Sicherheit voranzutreiben, braucht es dafür einen gender-transformativen Ansatz in der humanitären Hilfe und mehr finanzielle Mittel für lokale frauengeführte Organisationen.