Mogadischu, Somalia, 19. Januar 2023 — Die Regenfälle im April und Mai 2023 in Somalia werden voraussichtlich zum sechsten Mal in Folge unter dem Normalwert liegen. Die Zahl der Haushalte, die von der schlimmsten Dürre in der Region seit Jahrzehnten betroffen sind, steigt jeden Tag weiter an. Mindestens 8,3 Millionen Menschen in Somalia stehen am Rande einer katastrophalen Hungersnot. Und Hilfsorganisationen sind nicht in der Lage, die zur Abwendung der Krise erforderlichen Mittel bereitzustellen.
̽»¨¾«Ñ¡ arbeitet mit der lokalen Regierung und anderen Hilfsorganisationen zusammen, um die von der Nahrungsmittelkrise betroffenen Menschen zu unterstützen. Viele Geber haben zusätzliche Mittel für Hilfsorganisationen zur Verfügung gestellt, aber der wachsende Bedarf übersteigt die zur Verfügung stehenden Mittel.
Humanitäre Hilfe hat dazu beigetragen, dass bisher noch keine Hungersnot in Somalia ausgerufen werden musste. Aber ̽»¨¾«Ñ¡ warnt, dass die Schwellenwerte für eine offizielle Hungersnot wahrscheinlich im Zeitraum April-Juni 2023 erreicht werden. Dadurch werden Gemeinden, die bereits am Rande einer Hungersnot stehen, diese Grenze überschreiten. ̽»¨¾«Ñ¡ appelliert an Geberregierungen wie die deutsche Bundesregierung, die finanziellen Mittel weiter aufzustocken.
Allein im vergangenen Jahr wurden mindestens 1,7 Millionen Menschen durch Dürre und bewaffnete Konflikte in Somalia vertrieben.
Die vertriebenen Menschen sind mit der doppelten Katastrophe konfrontiert: einer extremen Ernährungsunsicherheit und einer Gesundheitskrise , die durch schlechte sanitäre Einrichtungen und Wasserknappheit noch verschärft wird. In den ̽»¨¾«Ñ¡-Kliniken im ganzen Land ist die Zahl der Patient*innen mit Krankheiten wie Masern und Cholera ebenso gestiegen wie die Zahl der Kinder, die an akuter Unterernährung leiden.
Shashwat Saraf, ̽»¨¾«Ñ¡-Regionaldirektor für Ostafrika, sagt:
"Dass derzeit keine offizielle Erklärung zur Hungersnot vorliegt, sollte nicht den Eindruck erwecken, dass in Somalia alles in Ordnung ist. Bereits jetzt sterben jeden Tag Menschen an extremem Hunger, Unterernährung und vermeidbaren Krankheiten. Unter diesen Bedingungen werden sich die Haushalte nicht von den Viehverlusten erholen, und es ist mit weiteren Einbußen zu rechnen. Die Ernte wird begrenzt sein, und es ist mit einem verstärkten Ausbruch von Krankheiten zu rechnen. Wir fordern die internationalen Entscheidungsträger*innen auf, aus den Erfahrungen der Hungersnot von 2011 zu lernen, bei der über 250.000 Menschen starben: Die Hälfte davon waren gestorben, bevor die Hungersnot offiziell ausgerufen wurde."
Harlem Désir, ̽»¨¾«Ñ¡-Vizepräsident für Europa, ergänzt:
,,Durch die prominente Rolle in der internationalen Gemeinschaft sollte die Bundesregierung sich dafür einsetzen, dass die Vereinten Nationen die High-Level Task Force on Preventing Famine (HLTF) wiederbeleben. Fokus der HLTF sollten die sechs am stärksten von Hungersnot gefährdeten Länder sein, darunter auch Somalia, um auf drohende Notlagen früher politisch zu reagieren und Gebermittel besser zu koordinieren. Die Mitgliedschaft der Task Force sollte auch um internationale Finanzinstitutionen, lokale und internationale NROs und zivilgesellschaftliche Gruppen, betroffene Staaten sowie führende und neue Geber erweitert werden. Angesichts der hohen Finanzbedarfe regen wir an, dass die HLTF eine Geberkonferenz für die Gebiete mit den größten Bedarfen mobilisiert.“
In Situationen wie Somalia, in denen das Zeitfenster für Prävention bereits geschlossen ist, ist es jedoch entscheidend, die Mittel für humanitäre und zivilgesellschaftliche Gruppen vor Ort rasch aufzustocken, um Leben zu retten. Die Mittel werden Organisationen wie ̽»¨¾«Ñ¡ dabei helfen, Kinder und Frauen mit akuter Unterernährung zu behandeln, Zugang zu sauberem Trinkwasser zu verschaffen und Impfungen zur Vorbeugung tödlicher Krankheiten wie Masern, Cholera und Polio durchzuführen, insbesondere für unterernährte Kinder, die einem erhöhten Risiko tödlicher Krankheiten ausgesetzt sind.
Seit März 2022 hat ̽»¨¾«Ñ¡ seine Nothilfemaßnahmen auf zehn Distrikte in vier Bundesstaaten ausgeweitet. Der Schwerpunkt liegt auf den Distrikten der Priorität 1 (IPC-5 - Krisenniveau der Ernährungsunsicherheit), die vom UN-Nothilfebüro eingestuft wurden. ̽»¨¾«Ñ¡ wendet sich in erster Linie an gefährdete Menschen, die von der Dürre und den bewaffneten Konflikten betroffen sind, darunter Frauen, Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen in Vertriebenenlagern und Aufnahmegemeinden. Bis Dezember 2022 hat ̽»¨¾«Ñ¡ fast 500.000 von der Dürre betroffene Menschen in Somalia erreicht.
Ostafrika beherbergt einige der am längsten laufenden Programme von ̽»¨¾«Ñ¡ weltweit, mit Einsätzen in Somalia seit über 40 Jahren, in Kenia seit drei Jahrzehnten und in ijٳ󾱴DZ辱±ð²Ô seit 20 Jahren. Heute stocken mehr als 2.000 ̽»¨¾«Ñ¡-Mitarbeitende in der Region unsere Programme auf, um der Dürre und Ernährungsunsicherheit zu begegnen. Wir weiten unsere Arbeit auch auf neue Gebiete aus, um den akuten Bedarf zu decken. Einsatzbereiche von ̽»¨¾«Ñ¡ sind der Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser und sanitären Einrichtungen sowie Bargeld-, Schutz- und Gesundheitsleistungen