Ostafrika importiert 90% ihres Weizens aus Russland und der Ukraine. Jemen bezieht mehr als ein Fünftel des Weizenverbrauchs aus der Region.
4 Millionen Somalier*innen droht bis Juni dieses Jahres eine Hungersnot, auch weil der humanitäre UN-Hilfsplan nur zu 3,8% finanziert ist.
Für die humanitäre Hilfe in Syrien stand im vergangenen Jahr trotz des elfjährigen Konflikts weniger als die Hälfte (46,5%) der erforderlichen Mittel zur Verfügung.
Jemen erhält nach sieben Jahren Konflikt nach derzeitigem Stand in diesem Jahr weniger als 30% der erforderlichen Mittel.
Afghanistan, Jemen und die Sahelzone sind von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen, und werden vom weltweiten Einbruch auf dem Getreidemarkt und Preiserhöhungen stark betroffen sein.
Der Index der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), der die weltweiten Lebensmittelpreise misst, ist aufgrund des Konflikts in der Ukraine auf dem höchsten Stand aller Zeiten.
Berlin, 21. März 2022 — Der Konflikt in der Ukraine führt zu einem Einbruch der weltweiten Getreidelieferungen und treibt Kraftstoffpreise in die Höhe. Die Ernährungssicherheit in den Ländern, wo bereits viele Menschen hungern, wird sich dadurch drastisch verschlechtern. Während sich die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf den anhaltenden Konflikt in der Ukraine konzentriert, ruft ̽»¨¾«Ñ¡ die Staats- und Regierungschef*innen auf, ihr Engagement für die Unterstützung der von Krisen betroffenen Menschen auf der ganzen Welt zu erneuern.
Wenn die weltweiten Getreideexporte unterbrochen werden, die Lebensmittel- und Kraftstoffpreise steigen und die kritische Aufmerksamkeit auf die Ukraine gelenkt wird, wird auch der Bedarf an humanitärer Hilfe in Ländern wie Afghanistan, Jemen, Syrien und Somalia steigen. Länder in Ostafrika, darunter Somalia, ijٳ󾱴DZ辱±ð²Ô und Kenia, die bereits mit der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten zu kämpfen haben, beziehen über 90% ihres importierten Weizens aus Russland und der Ukraine. Jemen, wo die humanitäre Hilfe nach wie vor chronisch unterfinanziert ist, bezieht etwas mehr als ein Fünftel seines Weizenverbrauchs aus der Ukraine und Russland. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, könnten Familien in dieser Region noch stärker leiden. Die Ernte in der Ukraine ist in diesem Jahr aufgrund des Konflikts unterbrochen. Dadurch werden die Länder, die in hohem Maße von Getreideimporten aus der Ukraine abhängig sind, im kommenden Jahr voraussichtlich davon betroffen sein.
Bob Kitchen, ̽»¨¾«Ñ¡-Vizepräsident für Nothilfe, sagt:
,,Angesichts von mehr als fünf Millionen Binnenvertriebene und Geflüchtete durch den Krieg in der Ukraine, ist die internationale Aufmerksamkeit und Finanzierung für diese Krise gerechtfertigt und notwendig. In Afghanistan, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung unter extremem Hunger leidet, sind aktuell nur 13% des humanitäre UN-Hilfsplans finanziert. In Jemen, wo das achte Jahr des Konflikts beginnt, stehen nach der Geberkonferenz im März weniger als 30% der für die humanitäre Hilfe erforderlichen Gelder zur Verfügung. Diese Finanzierung ist völlig unzureichend, um die sich verschlechternde humanitäre Lage im Jemen zu verbessern. Wenn die Geberregierungen ihre Zusagen nicht erhöhen, wird es zu weiteren Kürzungen bei der wichtigen humanitären Hilfe kommen, die Menschenleben kosten werden.
Unterdessen ist die Ernährungslage am Horn von Afrika prekär und wird sich weiter verschlechtern, da die Region von Getreide aus der Ukraine und Russland abhängig ist. Vier aufeinanderfolgende Erntezyklen ohne ausreichende Niederschläge haben die Ernten, auf die Millionen von Menschen in Ostafrika für ihren Lebensunterhalt angewiesen sind, stark beeinträchtigt. Mindestens 4 Millionen Somalier*innen werden bis Juni dieses Jahres mit einer Hungersnot konfrontiert sein. In Verbindung mit der ausbleibenden Ernte wird der Einbruch der Importe aus der Ukraine die humanitäre Notlage in ganz Ostafrika weiter erhöhen. In der Sahelzone sind fast 30 Millionen Menschen auf dringende humanitäre Hilfe angewiesen, wobei in der Region weitere verheerende Auswirkungen infolge der Anfälligkeit auf Klimaschocks, Konflikte und die COVID-19-Pandemie zu erwarten sind.
Im Januar 2022 veröffentlichte ̽»¨¾«Ñ¡ die , in der die Länder aufgeführt sind, in denen die humanitären Krisen am stärksten von einer Verschlechterung bedroht sind. Die internationale Aufmerksamkeit und die massive Unterstützung und Finanzmitteln für die Ukrainekrise sind natürlich gerechtfertigt. Sie machen aber nur deutlich, wo anderswo auf der Welt die Aufmerksamkeit und die Finanzmittel trotz der Schwere der Krise nachgelassen haben.
Die Menschen in Afghanistan, Jemen, Nigeria, Syrien und anderen Ländern, in denen sich die humanitäre Lage ständig verschlechtert, dürfen nicht zurückgelassen werden. Die Geberregierungen müssen sich zumindest dazu verpflichten, 50% der gesamten internationalen Hilfe in fragile und von Konflikten betroffene Staaten zu leiten und diplomatische Mittel einzusetzen, um politische Lösungen für Konflikte zu finden, die humanitäre Hilfe erfordern."
Ãœber Partnerorganisationen in Polen stellt ̽»¨¾«Ñ¡ über eine bestehende Hotline Informationsdienste bereit, bietet Rechtsberatung und psychologische Unterstützung an und erleichtert vertriebenen Menschen den Zugang zu Dienstleistungen durch Sozialarbeiter*innen, Dolmetscher*innen und Kulturassistent*innen. Ãœber Partnerorganisation in der Ukraine stellt ̽»¨¾«Ñ¡ auch Evakuierungsdienste und lebensnotwendige Mittel für die vertriebenen Menschen bereit, je nach individuellem Bedarf. Dazu können Decken, Schlafsäcke, warme Kleidung oder Bargeld gehören.
Interviews:
- Heather Macey, Teamleiterin ̽»¨¾«Ñ¡ Polen für die Ukraine-Krise bei ̽»¨¾«Ñ¡, steht für Interviews (auf Englisch) zu den möglichen humanitären Auswirkungen der Eskalation in der Ukraine zur Verfügung und kann eine Einschätzung zum Nothilfeeinsatz von ̽»¨¾«Ñ¡ geben. Sie befindet sich derzeit vor Ort an der ukrainischen Grenze.
- Harlem Désir, ̽»¨¾«Ñ¡ Vizepräsident Europa und Geschäftsführer ̽»¨¾«Ñ¡ Deutschland,steht für Interviews (auf Englisch oder Französisch) rund um eine Einschätzung zur Bedeutung des Eskalation für Europa zur Verfügung. Harlem Désir ist früherer französischer Staatsminister für europäische Angelegenheiten und verbrachte drei Amtszeiten als Mitglied des Europäischen Parlaments. Er war Anfang März vor Ort an der ukrainischen Grenze.
- Stefan Lehmeier, Stellvertretender Regionaldirektor Europäische Programme bei ̽»¨¾«Ñ¡, steht für Interviews (auf Deutsch oder Englisch) zu den möglichen humanitären Auswirkungen der Eskalation in der Ukraine zur Verfügung. Er kann eine Einschätzung zu einem Nothilfeeinsatz von ̽»¨¾«Ñ¡ geben. Stefan Lehmeier leitete von 2015 bis 2019 die Programmarbeit von ̽»¨¾«Ñ¡ in Deutschland, nun auf Europaebene und betreut(e) somit auch die ̽»¨¾«Ñ¡-Einsätze in Griechenland, Italien und Bosnien/Serbien. Zuvor war er im ³§Ã¼»å²õ³Ü»å²¹²Ô, DR Kongo und Kaukasus für andere Organisationen im Einsatz.
- Lani Fortier, Direktorin für Notfalleinsätze bei ̽»¨¾«Ñ¡, steht für Interviews (auf Englisch) zu den möglichen humanitären Auswirkungen der Eskalation in der Ukraine zur Verfügung und kann eine Einschätzung zu einem geplanten Nothilfeeinsatz von ̽»¨¾«Ñ¡ geben. Lani Fortier leitet das ̽»¨¾«Ñ¡-Team in Polen, das einen Einsatz implementiert.