Die Hoffnung hält mich am Leben
Trotz der Dinge, die Rahima durchgemacht hat, bleibt die alleinerziehende Mutter aus Afghanistan stark und hilft als ehrenamtliche Helferin bei ̽»¨¾«Ñ¡ anderen geflüchteten Menschen im Lager auf Lesbos.
Trotz der Dinge, die Rahima durchgemacht hat, bleibt die alleinerziehende Mutter aus Afghanistan stark und hilft als ehrenamtliche Helferin bei ̽»¨¾«Ñ¡ anderen geflüchteten Menschen im Lager auf Lesbos.
„Früher sagten mir die Leute, sie hätten gerne meine Kraft“, erzählt Rahima. „Ich habe in meinem Leben schon viel durchgemacht. Aber auch wenn ich hundert Mal falle, ich stehe immer wieder auf.“
Rahima ist stark. Belastbar. Das musste sie sein. Die 47-jährige Afghanin hat in Kabul als Gefängnisdirektorin gearbeitet. Dort hat sie Todesdrohungen, ist dann mit ihren fünf Kindern geflüchtet, kam auf die griechische Insel Lesbos und hat dort schließlich den Großbrand im Flüchtlingslager Moria überlebt. Alles, was sie noch besaß, wurde dabei zerstört.
„Sicherlich ist es schwierig, als Frau allein eine Familie zu führen“, sagt Rahima. „Aber ich habe Afghanistan verlassen, weil es dort nicht sicher ist – vor allem in Kabul. Unser Leben war ständig in Gefahr. Angst um mich hatte ich nicht, um meine Kinder umso mehr.“
Rahima und ihre Kinder reisten von Afghanistan über den Iran in die Türkei und kamen schließlich nach Lesbos. Auf ihrer Flucht wurde sie von Schmugglern betrogen und ausgeraubt. Und: Sie riskierte bei der Überquerung der Ägäis in einem kleinen Boot ihr eigenes und das Leben ihrer Kinder. Aber sie hat es geschafft.
Seit Dezember 2019 lebt Rahima mit ihren Kindern nun auf Lesbos: „Wir dachten, dass wir nicht länger als zwei Monate auf der Insel bleiben würden, dass wir unsere Dokumente bekommen, das Interview machen und dann wieder gehen würden – irgendwo anders hin“, erinnert sich die Afghanin.
Zunächst kam Rahima mit ihren Kindern in das Flüchtlingslager Moria. Damals lebten dort etwa 19.000 Menschen – für 3.000 war es gebaut worden. „Wenn wir duschen wollten, mussten wir ein oder zwei Stunden warten. Essen holen – das dauerte bis zu drei Stunden. Und es war nicht sicher: Für alleinstehende Frauen mit Kindern war es sehr schwierig. Sie konnten nachts nicht schlafen, weil sie Angst hatten, angegriffen zu werden.“
Nachdem Moria durch einen verheerenden Brand zerstört wurde, musste Rahima wieder von vorne anzufangen. „Als das Feuer ausbrach habe ich gerade geschlafen“, berichtet Rahima. „Meine Kinder entdeckten es. Im Lager sei ein Feuer ausgebrochen, schrien sie. Es war sehr windig. Alle Nachbarn liefen weg und sagten, wir sollten aus unseren Zelten verschwinden. Wir hatten nicht einmal Zeit, unsere Pässe oder Dokumente zu holen.“
Im neuen Lager, in das Rahima umgesiedelt wurde, gibt es neue Probleme. Als es regnete wurde ihr Zelt überflutet. Die Warteschlangen für Lebensmittel sind immer noch schmerzhaft lang. Und wenn sie an den Winter denkt, wird die Mutter nervös. „Der Winter ist kalt, aber wir müssen ihn wohl ertragen,“ sagt Rahima.
Und dennoch: Rahima will nicht aufgeben. Deshalb hat sie sich bei ̽»¨¾«Ñ¡ als ehrenamtliche Helferin gemeldet. Sie will das Bewusstsein für COVID-19 schärfen und den Menschen im Lager zeigen, wie sie sich vor dem Virus schützen können. Dafür geht sie von Zelt zu Zelt und verteilt Informationen sowie Hygienesets, die Seife, Shampoo und Zahnpasta enthalten.
„Ich helfe gerne anderen Menschen,“ sagt Rahima über ihren Einsatz. „Ich bin glücklich, wenn ich arbeiten kann. Egal, wo ich einmal lande: Ich werde immer arbeiten.“
„Wir können so nicht weiterleben. Ich bin sehr müde, aber ich habe meine Hoffnung noch nicht verloren. Es ist diese Hoffnung, die uns am Leben hält.“