„Es ist doch derselbe Krieg, der uns alle hierher gebracht hat“, sagt Lucia, eine BIPoC*-Studentin aus der Ukraine.

Bei ihrer Flucht vor dem Krieg musste sie, wie viele Betroffene ohne ukrainischen Pass, diskriminierende Erfahrungen machen. Während Ukrainer*innen in vielen Staaten willkommen geheißen werden und Unterstützung erhalten, stoßen Drittstaatsangehörige oft auf Hürden: mangelnde institutionelle Hilfe, verwirrende bürokratische Prozesse, und begrenzte Aufenthaltsgenehmigung.

Dank dem Projekt  (CommUnities Support for BiPoC Refugees Ukraine) konnten Lucia und Emmanuel diese Barrieren überwinden. Nun arbeiten sie daran, ihr Studium in Deutschland fortzusetzen und ein neues Leben aufzubauen. 

Die Situation für BIPoCs aus Drittstaaten in Deutschland

Seit dem Ausbruch des Krieges am 24. Februar 2022 in der Ukraine haben mehr als 1,1 Millionen Menschen Schutz in Deutschland gefunden. Darunter auch 40.000 Menschen, die keine ukrainische Staatsbürgerschaft besitzen. 

Viele von ihnen sind junge BIPoC-Personen, die ihre Heimat zuvor verlassen haben, um in der Ukraine zu studieren. Ihre Familien haben alle Ersparnisse in die Ausbildung ihrer Kinder investiert, um ihnen neue Perspektiven im Leben zu ermöglichen. Im Gegensatz zu ukrainischen Geflüchteten, erhalten diese Drittstaatsangehörigen keinen Schutzstatus gemäß § 24 AufenthG und somit keinen uneingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt und Bildung. Auch andere öffentliche und soziale Dienste stehen ihnen nicht im gleichen Maß zur Verfügung. All das erschwert die Integration und Lebensplanung erheblich. 

Doktor Emmanuel aus Ghana

Für Emmanuel wurde die Ukraine mehr als nur ein Studienort — sie wurde schnell zu seiner zweiten Heimat. Er lebte in Lviv, im Westen der Ukraine. 

Ein junger Mann in einem orangefarbenen Pullover steht in einem Park.
„Die Ukraine ist immer noch mein Zuhause. Sie hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin“, teilt er mit uns.

 

Alles war in Ordnung bis der Krieg ausbrach.

Am 27. Februar 2022 entschied er sich gemeinsam mit Freund*innen das Land zu verlassen. Doch die Flucht war alles andere als einfach.

„Es dauerte Tage, bis wir in Deutschland ankamen. Es war ein langer Weg und eine sehr schwierige Reise“, sagt er. „Wir hatten nichts zu essen oder zu trinken — außer ein paar Snacks. Es war eine große Herausforderung, trotz allem haben wir es nach Berlin geschafft.“

Die Mitarbeitenden von  standen Emmanuel seit seiner Ankunft zur Seite und das auch noch heute.

„Sie haben mich bei der Registrierung mit der Einwanderungsbehörde und bei Terminen sehr unterstützt“, betont er.

Emmanuel blickt entschlossen und optimistisch in die Zukunft. Er plant sein zahnmedizinisches Studium in den Bereichen Implantologie und Chirurgie fortzusetzen und so „der Gesellschaft etwas zurückzugeben“, sagt er.

Deutschland könnte nun seine dritte Heimat werden – ein Ort, an dem er seine Fähigkeiten und sein Wissen einbringen möchte.

Lucia aus Nigeria

Lucia begann 2019 ihr Studium in der Ukraine. Sie genoss das Studentenleben in vollen Zügen und fühlte sich sicher. Sie erinnert sich noch genau an die Tage, kurz bevor der russische Angriff ihr Leben auf den Kopf stellte.

‚Der Krieg kommt, der Krieg kommt‘, hörten wir ständig, doch niemand konnte ahnen, dass es schon so bald sein würde.

Die Realität des Krieges traf sie hart und das Verlassen des Landes erschien unmöglich.

„Es gab kaum Taxis. Die Taxis, die Leute mitnahmen, verlangten viel zu viel Geld. Alles war so teuer!“, erinnert sie sich.

Mit ihren Ersparnissen, die für ihre Studiengebühren gedacht waren, konnte sie die Reise von Kyjiew nach Lviv in Höhe von 1000 US-Dollar finanzieren.  

Nach vier intensiven Tagen erreichte sie schließlich die polnische Grenze. Dort angekommen wurden sie und andere Nicht-Ukrainer*innen diskriminiert.

„Polen war überfüllt. Sie sagten, wir sollen zahlen. Sie zahlen nur für Ukrainer*innen. Das hat mich wütend gemacht", erzählt sie.

Diese Ungerechtigkeit wollte sie nicht länger ertragen und entschied sich für die Weiterreise nach Deutschland. 

Warum behandeln sie die anderen besonders und uns schlechter?

Aber auch der Neuanfang in Deutschland war herausfordernd.

„Es war nicht leicht, mit der Situation zurechtzukommen. Wir sind noch immer dabei uns zurecht zu finden“, sagt sie.

Ein Mädchen posiert für ein Foto und hält sich am Gelände fest.
Heute konzentriert sich Lucia darauf, ein sicheres Umfeld für ihren Sohn zu schaffen und ihren Bildungsweg fortzusetzen. Sie möchte sich in die deutsche Gesellschaft integrieren und ihren Lebensweg selbstbestimmt gestalten.

 

Ich möchte die Sprache perfekt beherrschen, meinem Kind bei den Hausaufgaben helfen und mich weiterbilden. Ich möchte zuerst integriert sein und später einfach meinen Weg finden.

 

CUSBU half auch Lucia in Deutschland Fuß zu fassen. Die Initiative unterstützt BIPoCs ab der Ankunft in Deutschland: von der Wohnungsvermittlung über rechtliche und behördliche Beratung bis hin zur psychologischen Betreuung. 

Unser Projekt „Hromada”

Das ̽ѡ-Projekt „Hromada” zielt darauf ab, migrantische Selbstorganisationen (MSOs) in Deutschland zu stärken. Diese Organisationen setzen sich seit Kriegsausbruch für verschiedene marginalisierte Gruppen und Geflüchtete aus der Ukraine ein. Darunter zählen Drittstaatsangehörige, BIPoCs, ältere Personen sowie Menschen und Kinder mit körperlichen Einschränkungen. 

Bei der Zusammenarbeit mit unseren Partnerorganisationen , , , , dem  sowie dem  und setzen wir uns dafür ein, dass schutzsuchende Menschen aus der Ukraine, unabhängig von ihrer Nationalität, gleiche Rechte und Chancen in Deutschland erhalten.