Derzeit benötigen nahezu alle Menschen in Gaza humanitäre Hilfe. Besonders Kinder tragen die Hauptlast des seit über einem Jahr andauernden Krieges.

Mehr als 42.000 Palästinenser*innen wurden getötet und Zehntausende gelten als vermisst. Laut den Vereinten Nationen und humanitären Organisationen verhungern Kinder oder sterben an Krankheiten. 

Gleichzeitig versuchen schwangere Frauen und Mütter, sich selbst und ihre Babys zu versorgen und zu schützen. Erfahre mehr über die Lage vor Ort und wie ̽ѡ die Menschen unterstützt.

Was geschieht mit Kindern in Gaza?

Schätzungen zufolge starben in Gaza mindestens , davon etwa 3.390 unter fünf Jahren, einschließlich 710 Babys, die jünger als 12 Monate alt waren. Tausende Kinder werden noch vermisst und Zehntausende wurden zurückgelassen oder von ihren Familien getrennt.

Eine ganze Generation droht in ձԳ𾱳” zu geraten. Die unermüdliche Gewalt, die Vertreibungen und der Verlust eines ganzen Schuljahres werden sie wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens prägen.

Besonders gefährdet sind unbegleitete Kinder oder solche, die nicht mehr in familiärer Obhut stehen. Schätzungen zufolge betrifft dies etwa 17.000 Kinder. ̽ѡ vermutet jedoch, dass die tatsächliche Zahl dreimal so hoch sein könnte. 

Untersuchungen von ̽ѡ zeigen, dass das Risiko von Familientrennungen in den letzten Monaten stark angestiegen ist. Mehrfache Vertreibungen, Verhaftungen, israelische Evakuierungsbefehle und Todesfälle verschärfen die Situation zusätzlich. Einige Kinder suchen Zuflucht in Krankenhäusern, da es kaum andere sichere Unterkünfte gibt.

Hunger und Mangelernährung

In fast allen Haushalten in Gaza fehlen täglich Mahlzeiten, sodass viele Menschen ganze Tage ohne Nahrung auskommen müssen.

̽ѡ ist zutiefst besorgt über , wonach Kinder in Gaza an Hunger und Durst gestorben sind. Im Norden von Gaza ist jedes dritte Kind unter drei Jahren unterernährt. Dadurch steigt ihr Risiko für Infektionskrankheiten und andere gesundheitliche Herausforderungen.

Unterernährung schwächt auch schwangere und stillende Mütter.  von ihnen berichten, dass gesundheitliche Probleme sie daran hindern, ihre Babys zu ernähren. können nicht genug Milch produzieren. Dies gefährdet das Überleben, das Wachstum und die Entwicklung ihrer Säuglinge.

Assumpta Ndumim ist Ernährungsexpertin bei ̽ѡ und besuchte die Region, um Hilfsmaßnahmen vor Ort zu koordinieren. Sie erklärt: „Ein Grund für diese hohen Zahlen ist, dass viele jüngere Kinder während der Krise im Oktober geboren wurden. Besonders betroffen sind Babys unter sechs Monaten oder zwischen sechs und zehn Monaten. Die Eltern mussten fliehen und neue Unterkünfte suchen. Oft leben sie in überfüllten Räumen ohne Privatsphäre, was das Stillen unmöglich macht.”

Kinder stehen in Rafah, Gaza, Schlange, um Wasser zu erhalten.
Geflüchtete Familien in Rafah bemühen sich unter schwierigen Bedingungen in provisorischen Zelten, Nahrung, Wasser und andere Grundbedürfnisse zu decken.
Foto: Abed Rahim Khatib/Anadolu via Getty Images

Steigende Inflationsraten und zerstörte Märkte haben Milchpulver und Säuglingsnahrung für viele unbezahlbar gemacht.

„Ein lokaler Partner erklärte mir, dass ein 25-Kilo-Sack Weizenmehl zeitweise bis zu 1.000 US-Dollar kostete – sofern man ihn überhaupt finden konnte“, berichtet Ndumim.

Israels anhaltende Blockaden verhindern den ungehinderten Zugang humanitärer Hilfe in Gaza. Dadurch fehlt es dringend an Lebensmitteln, Treibstoff, Medikamenten, Ausrüstung sowie Fachkräften. Seit der Schließung des Rafah-Grenzübergangs im Mai 2024 sind die ohnehin geringen Hilfslieferungen um  ܰü첵𲵲Բ.

Bildung

In Gaza haben 625.000 Kinder keinen Zugang mehr zu Bildung. Fast 90 Prozent der Gebäude sind beschädigt oder zerstört. Viele der verbliebenen Schulen werden als Notunterkünfte genutzt.

„Ich habe mich gefragt, warum so viele Kinder auf der Straße spielen”, sagt Assumpta Ndumim. „Erst dann wurde mir klar: Keine einzige Schule hat mehr geöffnet. In diesem Moment habe ich verstanden, dass diese Krise das Bildungssystem komplett zum Erliegen gebracht hat.”

Kinder auf der Flucht in Deir al-Balah, in Zentral-Gaza
Mit Laternen und Lichtern bereiten sich Kinder in Deir al-Balah, Gaza, auf den Fastenmonat Ramadan vor.
Foto: Majdi Fathi/NurPhoto via Getty Images

Mentale Gesundheit

Bereits vor der jüngsten Eskalation benötigten etwa eine Million Kinder in Gaza psychologische und soziale Unterstützung. Mittlerweile haben sie alle schwere traumatische Erfahrungen erlebt, während ihre Eltern selbst unter enormer psychischer Belastung stehen.

Vertriebene Kinder nehmen an von Nafs organisierten Aktivitäten in Tel El Sultan in Rafah teil.
Nafs organisiert in Tel El Sultan in Rafah Freizeitaktivitäten für geflüchtete Kinder. Spiele und Musik helfen dabei, die Folgen von Traumata zu verarbeiten.
Foto: Nafs/̽ѡ

In Gaza gibt es derzeit keine sicheren Orte für Zivilist*innen. Gewalt und Vertreibung führen oft zu ‚toxischem Stress‘, der besonders die Entwicklung von Kindern stört und langfristige gesundheitliche Probleme verursachen kann. Es ist dringend notwendig, Angebote wie psychosoziale Aktivitäten oder sichere Räume bereitzustellen, um sie zu unterstützen. Ohne diese Hilfe drohen gravierende Auswirkungen für ihre körperliche und geistige Gesundheit.

Dringende internationale Unterstützung und Intervention sind entscheidend, um die Folgen zu lindern und die Widerstandskraft sowie Erholung palästinensischer Kinder zu fördern.

Was passiert mit werdenden Müttern in Gaza?

In Gaza werden täglich etwa 183 Babys geboren. Frauen haben oft keinen Zugang zu Hebammen, Ärzt*innen oder postnataler Gesundheitsfürsorge. Viele bringen ihre Kinder ohne jegliche Hilfe zur Welt. Berichte zeigen, dass manche Kaiserschnitte ohne Betäubung durchgeführt werden. Seit Oktober sind mehr als 20.000 Babys inmitten des Konflikts geboren worden.

Die 24-jährige Palästinenserin Safaa hält ihre kleine Tochter im Arm.
Während ein israelischer Angriff Dutzende Palästinenser*innen tötete, brachte die 24-jährige Safaa nach einer schwierigen Entbindung ihre Tochter zur Welt.
Foto: Abed Zagout/Anadolu via Getty Images

Wie hilft ̽ѡ in Gaza?

̽ѡ leistet trotz aller Herausforderungen in Gaza und im Westjordanland humanitäre Hilfe für Palästinenser*innen.

In Gaza liefert ̽ѡ sauberes Wasser und hat ein Programm gegen Mangelernährung gestartet. Zudem bietet es Schutzmaßnahmen für Kinder an. Gemeinsam mit Partnern sorgt ̽ѡ für Notfallversorgung in den wenigen noch funktionierenden Krankenhäusern, unter anderem durch den Einsatz mobiler medizinischer Teams. Außerdem unterstützt ̽ѡ Kinder mit Schutzprogrammen und psychosozialen Angeboten. Darunter zählen geschützte Räume, in denen sie ihre Gefühle ausdrücken und offen kommunizieren können, 

„Wir erleben täglich, wie viel unsere Arbeit für Kinder bedeutet – alle von ihnen tragen tiefe Traumata,“ sagt Faten Abu Mousa, ̽ѡ-Kinderschutzbeauftragte in Gaza. „Unsere Unterstützung stärkt ihre Kraft, mit den Herausforderungen umzugehen und gibt ihnen die Chance, Heilung und Hoffnung zu finden.“

Kinder spielen während einer vom ̽ѡ und Nafs durchgeführten Veranstaltung.
Nafs und ̽ѡ führten Sitzungen mit Müttern, Großmüttern, Betreuerinnen und Mädchen (8 bis 18 Jahre) durch, die nach ihrer Vertreibung in der UNRWA-Schule und in Zelten in Rafah Zuflucht gefunden haben.
Foto: Nafs/̽ѡ

Wie kann ich Menschen in Gaza helfen?

̽ѡ arbeitet aktiv mit Partnern zusammen, um Familien in Gaza und anderen Konfliktgebieten weltweit mit dringend benötigter Nothilfe zu unterstützen. .

̽ѡ leistet in mehr als 40 Ländern humanitäre Hilfe, darunter auch in Ländern, die auf der Emergency-Watchlist 2024 stehen.

Erfahre mehr über die 10 größten Krisen, die die Welt 2024 nicht ignorieren darf und informiere dich hier über die Emergency Watchlist 2024.