Krieg in Sudan: Ãœber acht Millionen Menschen vertrieben
In Sudan leben derzeit die meisten Vertriebenen weltweit. Es mussten mehr Kinder aus ihrem Zuhause fliehen als in jedem anderen Land der Welt.
In Sudan leben derzeit die meisten Vertriebenen weltweit. Es mussten mehr Kinder aus ihrem Zuhause fliehen als in jedem anderen Land der Welt.
Seit April 2023 erleben die Menschen in Sudan die Auswirkungen eines gewaltsamen Krieges. Am 15. Dezember 2023 eskalierte die Gewalt, als eine der Kriegsparteien die Stadt Wad Madani im nördlichen Bundesstaat Al Jazirah angriff. Die Stadt war zuvor weitgehend unversehrt geblieben und hatte rund einer halben Million Menschen aus Khartum Zuflucht geboten. Der Angriff vertrieb jedoch zahlreiche weitere Familien aus ihren Häusern. Infolgedessen mussten Mitarbeitende von ̽»¨¾«Ñ¡ und von anderen humanitären Organisationen die Stadt verlassen und sicherere Gebiete aufsuchen.
Der anhaltende Krieg hat verheerende Auswirkungen für die Menschen in Sudan und hat zum Tod von über 13.900 Menschen geführt. Der Konflikt führte außerdem zur Vertreibung von etwa acht Millionen Menschen innerhalb des Landes. Das ist die größte Anzahl Binnenvertriebener weltweit. Am stärksten betroffen sind dabei Kinder, welche die Hälfte der vertriebenen Bevölkerung ausmachen. Der Konflikt hat enorme Auswirkungen auf ihre Gesundheit und Bildung.
Seit Mitte April 2023 gefährden schwere Kämpfe in der sudanesischen Hauptstadt Khartum das Leben von Millionen von Kindern. „In Sudan benötigen insgesamt 14 Millionen Kinder humanitäre Hilfe – die Hälfte aller Kinder im Land. Diese erschreckende Zahl zeigt, wie wichtig sofortiges gemeinsames Handeln ist“, sagt Shashwat Saraf, ̽»¨¾«Ñ¡-Notfalldirektor für Ostafrika . „Jedes Kind verdient die Chance auf eine sichere Zukunft und ein gesundes Leben.“
In Sudan herrscht eine der schlimmsten Ernährungskrisen weltweit: Fast 18 Millionen Menschen sind von akuter Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung betroffen. Angesichts der hohen Lebensmittelpreise und des geringen Einkommens vieler Familien, haben die Menschen im Land Schwierigkeiten, ihre Grundbedarfe zu decken.
Die Lebenshaltungskosten sind stark gestiegen und die Inflationsrate wird auf über 300 Prozent geschätzt. Das führt dazu, dass Millionen von Menschen keinen ausreichenden Zugang zu Essen und anderen lebenswichtigen Dingen haben.
Schon vor Beginn des Konflikts waren etwa drei Millionen Kinder unter fünf Jahren in Sudan von akuter Mangelernährung betroffen. Doch die Situation hat sich weiter verschlechtert: Zehntausende von Familien, die aufgrund der Krise auf der Flucht sind, haben nicht genug zu essen. Sie bekommen nicht die Nährstoffe, die sie zum Überleben brauchen.
Neben der Ernährungskrise und den vielen Fällen von Mangelernährung fehlt den Familien außerdem der Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie medizinische Grundversorgung oder einem sicheren Zugang zu sanitären Einrichtungen. Dies hat eine Gesundheitskrise in Sudan zur Folge und führte bereits zu einem schweren Choleraausbruch in Sudan: Über mehrere Bundesstaaten hinweg wurden mehr als 10.000 Krankheits- und fast 300 Todesfälle gemeldet.
Rund 6,5 Millionen Kinder im Land – jedes dritte Kind – können aufgrund der zunehmenden Gewalt und Unsicherheit in ihrer Region nicht länger zur Schule gehen. Mindestens 10.400 Schulen in den vom Konflikt betroffenen Gebieten mussten geschlossen werden. Zusätzlich warten über 5,5 Millionen Kinder in weniger stark betroffenen Gebieten darauf, dass die lokalen Behörden entscheiden, ob die Schulen wieder geöffnet werden können. Dadurch wird ihre Bildung weiterhin unterbrochen und sie wissen nicht, wie es weiter gehen wird.
Angesichts des andauernden Krieges ist absehbar, dass die Kinder in den kommenden Monaten nicht in die Schule zurückkehren können. Diese Bildungskrise setzt sie unmittelbaren und langfristigen Gefahren wie Vertreibung, Rekrutierung durch bewaffnete Gruppierungen und sexualisierter Gewalt aus.
̽»¨¾«Ñ¡ hat die Programme in Sudan angepasst und die Maßnahmen verstärkt, um den gestiegenen humanitären Bedarfen in Sudan nachzukommen. Wir unterstützen binnenvertriebene Menschen durch wirtschaftliche Förderung, gesundheitliche Versorgung, sowie mit Lebensmitteln, Wasser-, Sanitär- und Hygienemaßnahmen (WASH).
̽»¨¾«Ñ¡ bietet außerdem Programme zum Schutz und zur Stärkung für Frauen und Kinder an. Darunter auch für Ãœberlebende geschlechtsspezifischer Gewalt in den Bundesstaaten Blue Nile, Gederaf, Khartum und Süd-Kordofan. ̽»¨¾«Ñ¡ hat ein neues Programm im Bundesstaat Aj Jazirah entwickelt und ein Büro in Port Sudan eröffnet. Im Bundesstaat White Nile werden Nothilfemaßnahmen angeboten, die unter anderem Bargeldhilfe, sauberes Wasser sowie Sanitär- und Hygienemaßnahmen für gefährdete Gemeinden bereitstellen.
̽»¨¾«Ñ¡ hat außerdem geplant, die Maßnahmen an weiteren Orten wie den Regionen Red Sea und Darfur auszuweiten, um die humanitäre Versorgung möglichst flächendeckend zu gewährleisten. Angesichts der anhaltenden humanitären Krise in Sudan werden die Programme weiter ausgebaut.
Ãœber 1,4 Millionen Asylsuchende haben seit April 2023 in den Nachbarstaaten Sudans Zuflucht gesucht. ̽»¨¾«Ñ¡ hat die grundlegende Versorgung zur Unterstützung sudanesischer Geflüchteter ausgeweitet, unter anderem in Tschad, ijٳ󾱴DZ辱±ð²Ô und ³§Ã¼»å²õ³Ü»å²¹²Ô.
Mehr als 565.000 Menschen sind über die Grenze nach Tschad geflohen. Bereits vor dem Ausbruch des Konflikts im April lebten dort 400.000 sudanesische Geflüchtete. Neunzig Prozent der Menschen, die über die Grenzen fliehen, sind Frauen und Kinder. Ein Fünftel der Kinder ist von akuter Mangelernährung betroffen.
„Die Tatsache, dass Frauen und Kinder einen so großen Anteil der neu ankommenden Menschen in Tschad ausmachen, ist besonders besorgniserregend. Denn sie sind in Konfliktsituationen oftmals die am meisten gefährdete Gruppe“, erklärt die ̽»¨¾«Ñ¡-Landesdirektorin für Tschad, Aleksandra Roulet-Cimpric. „Frauen und Kinder sind einem größeren Risiko von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt. Sie haben oft Schwierigkeiten, Zugang zu lebensnotwendiger Versorgung wie Nahrung, Wasser und medizinischer Hilfe zu erhalten.“
In Tschad stellt ̽»¨¾«Ñ¡ Trinkwasser zur Verfügung und betreibt mobile Kliniken, um den großen Bedarf der ankommenden Menschen an medizinischer Versorgung zu decken. Neben Nothilfemaßnahmen arbeitet ̽»¨¾«Ñ¡ auch daran, die Unterstützung in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH), Gesundheit und Schutz auszuweiten. Dazu gehören der Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen sowie die Förderung guter Hygienepraktiken, um der Verbreitung von Krankheiten vorzubeugen.